Psytrance

Psytrance, im Volksmund auch unter dem Begriff Goa-Trance bekannt, definiert sich gerne als ein völlig unabhängiger Musikstil. In Wirklichkeit ist es aber nur eine besondere Form des Drogenkonsums, der mit sogar für Technoverhältnisse übermäßig vielen Störgeräuschen zelebriert wird.
Zudem steht Psytrance für eine international wirkende Jugendkultur, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Welt rückwärts drehen zu lassen.

Entstehung

Der umgekippte Traktor von Bauer Huber

Psytrance ist Anfang der 60er Jahre entstanden.
Damals kippte Bauer Hubers Traktor bei einer Fahrt durch sein Feld mit männlichen Hanfpflanzen um, als er gegen einen Affenbrotbaum stieß. Außer sich vor Zorn, trat er gegen den Baum, während im Hintergrund der Motor des umgestürzten Traktors weiterlief. Dadurch entstand die für Psytrance typische 1/16-Bassline (engl. für Basslinie; lies: Bä'islain), die harte Kickdrum (engl. für Tritttrommel; lies: Kikdramm) und das gewisse "Forest-Feeling" (engl. für Waldgefühl; lies: Forestfielink).
Als Bauer Huber (der zu dieser Zeit an einer Mutterkornvergiftung litt) die psychedelische Wirkung dieser Rhythmen erkannte, beschloss er, sich ab diesen Zeitpunkt nie mehr zu waschen oder zu rasieren und nannte sich von da an selbst Gil.
Durch dieses Erlebnis stark beeindruckt, fasste er außerdem den Beschluss, diese neue Musikrichtung weiterzuentwickeln und sein weiteres Leben dieser Entdeckung zu widmen. Nachdem er den Hof seiner Familie in Deutschland verkaufen musste, da er sich durch den enormen Verschleiß an Traktoren hoch verschuldet hatte, wurde er von einer Horde Wilder aus dem Land gejagt. Auf seiner Flucht hörte er von einem Hippie die Geschichte der indischen Provinz Goa; dort sollte sich der weltgrößte Traktorenfriedhof befinden.

In Goa bei den verblichenen Traktoren angekommen, war Gil sofort so begeistert, dass er sich von nun an selbst Betty nannte; änderte kurz darauf aber seinen Namen in Goa Gil.

Von nun an wurde der Musikstil in Goa stark weiterentwickelt. Viele Bauern, die ihre Traktoren in Goa beerdigen wollten, wurden Zeugen derselben psychedelischen Erfahrung wie Goa Gil selbst. Dieser betrachtete es als eine seiner Hauptaufgaben, weitere Menschen für seine Sache zu gewinnen.

Als einige der Menschen, die zusammen mit Goa Gil in Indien lebten, sich doch irgendwann dafür entschieden, sich wieder zu waschen und zu rasieren, wurde die Musikrichtung langsam salonfähig. Viele gingen zurück in ihre Heimat und sorgten für weitere Verbreitung der Musik und der Lehren des Goa Gils.

Da zu dieser Zeit elektronische Störgeräuscherzeuger schon billiger waren als Traktoren, wurden bald diese zur Erzeugung des Sounds verwendet. Dies prägte noch bis vor Kurzem den Musikstil sehr stark und änderte sich erst mit dem Aufkommen noch billigerer Methoden zur Störgeräuscherzeugung mit dem PC.

Heute unterscheidet sich Psytrance nur noch wenig von normaler Pop- bzw. Rockmusik, auch wenn die vom Drogenkonsum stark in ihren Sinnen beschränkte Zielgruppe es kaum wahrnimmt.

Stilrichtungen

Die Spring- und Hüpffläche, die auf keiner Psy-Party fehlen darf

Psytrance selbst gliedert sich in viele verschiedene Stilrichtungen:

  • Old Skool – Der originale Goa-Sound, noch mit Traktoren erzeugt. Nur bei wenigen Tracks kommt schon High-Tech wie z.B. eine Roland 303 zum Einsatz.
    (z.B.: AFK, Psychologen Disco, The Inflations Project)
  • Dark-PsyRattatatatatatatataKrcchcchhRatatatatataKrazPutzBumratatatatatatatatatatatata
    (z.B.: Kinderhassa, Vomit, Petra)
  • Offbeat-Trance – Geht in etwas so: kick-bass-kick-bass. Meist sehr minimal. Besonders beliebt bei deutschen Homosexuellen.
    (z.B.: Spitmonks, Natives Radio, Arthus)
  • Full-On – Eine Mischung aus Dark-Psy und Old Skool. Auf dem ratatatata liegen meist noch mehrere geklaute Melodien aus beliebigen Kinderliedern.
    (z.B.: Infected Livingroom, 12.000 Mices, Planet P.e.n.n., Sirius Buisness)
  • Israeli-Trance – Fast dasselbe wie Full-On, nur dass hier immer wieder die gleiche Kinderliedmelodie verwendet wird.
    (z.B.: YaHell, Anal Protection, Horny Man)
  • Hamburg-Style – Im Grunde wie Offbeat-Trance, nur noch stärker von der Homosexuellenszene beeinflusst.
    (z.B.: Shiva-Sandra, Homodrolium)
  • Suomi – Wird von finnischen Punks produziert; besteht nur aus gestörten Störgeräuschen.
    (z.B.: Texas Fuckschrott, Cubemeet, Mandalarammelerz)
  • Minimal – Tracks, die aus 3 oder weniger Sounds bestehen.
    (z.B.: DJ KillYa, Loopiss)

Die Szene

Die Psytrance-Szene ist am ehesten mit der Hippie-Bewegung in den 60er Jahren zu vergleichen. Größter Unterschied hierbei ist, dass die Psytrance-Szene im Großen und Ganzen als weitaus ziel- und planloser beschrieben werden kann.

Angehörige dieser Szene bezeichnen sich oft und gerne selbst als Fraggles oder Freaks, auch wenn viele einfach nur Probleme haben, mit der wirklichen Welt zurechtzukommen und sich deshalb gerne als "anders" bezeichnen. Damit vertuscht der Fraggle oder Freak seine Lebensunfähigkeit und wird zu jemandem, der aus Überzeugung so ist, wie er ist. So etwas wird in der Szene allgemein akzeptiert und ist insofern geläufige Praxis.

Anhänger dieser Richtung lassen sich an verschiedensten Merkmalen leicht erkennen:

  1. Sie sehen aus wie Hippies.
  2. Sie reden wie Hippies.
  3. Sie riechen wie Hippies.

Gesellschaft

Hier sind zwei fraggelige Prachtexemplare samt umweltfreundlichem Fortbewegungsmittel zu erspähen

Die Gesellschaftsform der Psytrance-Gemeinschaft kann am besten mit einem mobilen Indianerlager verglichen werden.
Größter Unterschied hierbei ist allerdings, dass Indianer ein Verständnis von Kunst hatten. Außerdem ist für die Treffen der Goa-Fraggles, die auch oft "Festivals" oder "Open-Airs" genannt werden, eine möglichst laute Beschallungsanlage unerlässlich. Diese wird vor allem dazu benutzt, die Kommunikation der Fraggles stark einzuschränken, was besonders in Bezug auf den bereits erwähnten stark begrenzten Wortschatz von unschätzbarem Wert sein kann.
Den Rang des Schamanen – wie es ihm auch in jedem Indianerlager gegeben hat – wird abwechselnd vom DJ oder Drogendealer übernommen. Gelegentlich werden auch Personen, die die Fähigkeit besitzen, Wörter besonders geschickt zu verwirren, als Ersatz für einen Schamanen angesehen. Auch heute noch ist das Oberhaupt der Auserwählten der einstige Gründervater der Szene: Goa Gil.

Angewandte Linguistik

Gerade in der Insidersprache der Gruppierung gibt es einige deutlich auffallende Merkmale. So ist besonders auf folgende Schlagwörter aus dem doch relativ begrenzten, aber sehr außergewöhnlichem Wortschatz der Goa-Gemeinschaft zu achten:

  • Bum Shankar
  • Shanti
  • Chillum
  • Licht und Liebe
  • Erleuchtung
  • Om Shiva
  • Stampfen
  • Fee
  • Elfe
  • Reiki und Chakren
  • Merlin, Gandalf, Legolas (oder andere fiktive Gestalten aus Fantasy-Filmen)
  • Pilz (oder Shroom)
  • Troll
  • Flash
  • Krischna
  • Trip
  • Spirituell
  • Chakra (meist im Zusammenhang mit "offen" oder "geöffnet")
  • Open-Minded
  • Energie

Sollten Sie jemandem begegnen, der diese Wörter in unverständlich zusammengesetzten Sätzen benutzt, können Sie sich (wenn zudem auch die äußerlichen Merkmale passen) sicher sein, einen Vertreter dieser Rasse vor sich zu haben.
Außerdem leiden "Randgruppenmusikliebhaber" sehr oft an dem F.W.A.B.S.-Syndrom1. Diese psychische Erkrankung schreitet voran, je länger der Musikliebhaber der jeweiligen "Musikszene" angehört.
1 (Früher-war-ALLES-besser-Syndrom)

Untergruppierung dieser Randgruppe in einem Bildband

Die Untergruppierungen

Der Zottelbock

...ist eine seltene himalayanische Bergziegenart. Erkennbar u.a. durch seinen strengen Geruch, ein sehr zotteliges Fell, fehlende Vorderzähne, deren Funktionsweise durch eine Laune der Natur und die allgemeine evolutionäre Entwicklung nach Darwin außer acht gelassen werden konnte, da die (sofern noch vorhandenen) Backenzähne die vorzugsweise vegane Mahltätigkeit übernehmen.
Im Brunftverhalten sehr anpassungsfähiger Paarhufer, da verschiedene Duftstoffe ausgeschieden werden können, die wiederum andere Zottelböcke anlocken.
Ein verwandter Duftstoff konnte bislang leider nicht synthetisiert werden, aber führende Forscherteams geben sich zuversichtlich, dass der markante Geruch THC-ähnlich wirken könnte – wie Feldversuche im indischen Bundesstaat Goa ergeben haben.
Im Gegensatz zu anderen endemischen Tierarten im Himalaya kann der Zottelbock rudimentär sprechen. Lautäußerungen wie "Boom", "Ey, bleib ma shanti, Alda", "zwinka" und "oi, hoschi, goiles Piece" bestimmen und prägen sein Sozialverhalten. Der Zottelbock gilt im Allgemeinen als sehr wasserscheues Tier, das sich in großen Rudeln auf sogenannten "Festivals" aufhält, um dem eigenen Leben einen vermeintlichen Sinn zu geben.

Seit 1968 als ausgestorben vermutet, fand 1993 ein Team um die National Geographic Society einzelne Böcke im Hochland des Hindukusch (vgl. Hyderebad, Dschallalabad und Tritratrullalabad) und in Nepal wieder. Eine zunächst als positive Zusammenführung gewertete Aktion der Tierschützer überraschte dennoch mit verblüffenden Ergebnissen: die Zottelböcke vermehrten sich explosionsartig. Sie lernten lesen und schreiben und gründeten unter den Statuten des Artenschutzabkommens der Vereinten Nationen, des WWF und der PETA eine Kolonie – auch bekannt unter dem Namen "goabase-Forum".
Versuche, die Population der Zottelböcke zu kontrollieren scheiterten bislang an der Renitenz selbiger.

Der schon etwas Ältere

...ist schon mindestens zweimal in Goa gewesen und durch Indien gezogen. Natürlich nur im Drei-Sterne-Hotel. Mit einem Baba ein Chillum geraucht, schreit er seither bei jeder Gelegenheit wahlweise "bum" oder "bum shiva". Ist möglichst immer auf LSD, tanzt anarchistisch und unrhythmisch. Haare: Dreads oder sonstiger Filzwuschel. Ist angeödet von Gesprächen über geilen Sound oder nicht.

Der Abgelöschte

...steht auf Partys rum, tanzt apathisch und fast nicht merklich. Ist meistens auf allen möglichen Drogen, am liebsten gleichzeitig. Bevorzugtes Thema: wie lasch die Party ist, im Vergleich zu der anderen da, und die Musik ist auch nicht grad Hammer... Und die Leute erst recht nicht. Wäre grundsätzlich immer lieber zu Hause, im Kino oder auf einer anderen Party, egal. Einfach nicht genau gerade hier und jetzt.

Der Technik-Freak

...steht mit Kennerblick und zusammengebissenen Lippen immer genau da, wo der Sound Stereo ist. Philosophiert über das Zusammenspiel der Frequenzen über 16 kHz und unter 5 kHz. Beklagt sich darüber, dass jetzt seit mindestens einer Stunde keine Frequenz zwischen 12 und 12,5 kHz genudelt wurde. Außerdem ist der Beat leicht versetzt und der 303 hat zu wenig Resonanz, dafür zu viel Delay.

Der Goaner

...findet alles immer grundsätzlich und überall "voll geil". Findet jeden, der etwas anderes behauptet, abgelöscht und frustriert. Ein falsches Wort über einen nicht ganz gelungenen Mix, und man ist bei ihm unten durch (der Miesepeter, der die Stimmung versaut). Jeder ist ein Teil der Familie, und jeder soll machen, was er machen will. Zumindest am Wochenende, denn unter der Woche ist der Goaner gereizt und mürrisch und würde am liebsten alle an die Wand stellen, weil sie nicht nett zueinander sind.

Der Früher-war-alles-besser-Typ

...schleicht meist über die Tanzfläche, schaut jeden böse an, der nach Bier riecht oder Bier trinkt. Verächtliche Blicke für die Kokser in der Ecke, die 14-jährigen Bathik-Kiddies und den DJ, der gerade mal wieder diesen Scheiß-Progi bringt. Erzählt dauernd und bei jeder Gelegenheit von der Party, damals, '82, am Strand von Ko-Phangan, mit dem Goa Gil und dem Simon Posford. Oder von der Supergletscher-Party '91, als es die geile Bowle gab. Ist nach Möglichkeit immer auf LSD, findet aber sonst Chemie total beschissen. Steht demonstrativ schmollend direkt vor dem DJ, bis dieser einen Uralt-Düdeltrack abnudelt. Dann schreit er sich die Lunge aus dem Leib, weint ein paar Freudentränen, um danach wieder schmollend und trotzend auf den nächsten Düdeltrack zu warten. Hat meistens einen Hund dabei und lamentiert gerne beim Eingang über die zu hohen Preise.

Der Eso-Goaner

...schwebt verzückt lächelnd über die Tanzfläche, wenn spirituelle Musik läuft. Ist aber depressiv und mürrisch, wenn kalter Progi düdelt. Erzählt auf Peak gerne von den Energien auf der Party, fühlt die Auren, wird eins mit der Masse. Durchlebt einen Orgasmus nach dem andern bei der Vereinigung all dieser verwandten Seelen und sorgt durch seine positiven Vibes dafür, dass es keinem schräg einfährt. Der Eso-Goaner ist der gute Geist jeder Party; wenn er fehlt, dann wird die Party scheiße. Ist aber eine solch gute Seele anwesend, dann sieht man überall nur strahlen und grinsen und glückliche Gesichter. Ist ein Eso-Goaner auf der Party, hat es garantiert keine Abgelöschten.
Lieblingsworte: "Chakra", "Dimensionen", "Strahlenkranz", "Aura" und "Karma".

Der Techno-Freak

...freut sich über den ultraniedrigen Eintrittspreis, steht dann verwirrt irgendwo in einer Ecke oder am Rand des Dancefloors und fühlt sich ziemlich fehl am Platz. Kann mit dieser "Psychomusik" nichts anfangen und all den kaputten Leuten, die rumtanzen. Freut sich aber an der Bar über die sehr niedrigen Preise und kauft gleich zu überhöhten Preisen eine Jahresration Drogen. Wundert sich, wie man diese Party finanzieren kann, da nirgendwo Sponsorplakate rumhängen. Und ist sicher das letzte mal auf einer Goa-Party gewesen.

Der Zivilbulle

...trägt Jeans, Turnschuhe und zur Tarnung ein buntes Hemd. Normale Frisur, ein nüchterner Blick. Unbeeindruckt jedweder dudelnder Klänge durchschreitet er mit seiner Cola in der Hand einsam jede Winkel und Ecken der Location, beobachtet und sucht potentielle Opfer. Sind diese gefunden, wird folgender Spruch aufgesagt: "Entschuldigung, möchte jemand von euch vielleicht ein paar Drogen kaufen?" Und öffnet sein kleines Metalldöschen, in dem sich neben dem billigsten Stanni aus Venlo das feinste Amphetamin befindet. Die stummen, skeptischen Blicke veranlassen ihn dazu, den Scheiß wieder einzupacken und seine Suche weiterzuführen. Fünf Minuten später weiß jeder, dass der Typ mit dem komischen bunten Hemd und der Cola ein Zivi ist.

Der Genießer

...hat sich vorher schon einen Plan gemacht und ist demnach auch nicht über die Eintrittspreise schockiert. Kauft das, was ihm das Wochenende versüßen könnte; gibt aber auch gerne was davon ab. Freut sich über das Sommer-OA-Feeling und die vielen grinsenden Leute. Sucht sich die Musik und die Acts aus, die ihm zusagen und geht denn mal so richtig ab, um die Leute um ihn herum mitzureißen. Freut sich, wenn die Sonne aufgeht und die tanzende Meute die wärmenden Strahlen aufsaugt und direkt in seh- und hörbare Tanzextasen umwandelt. Sammelt Müll und freut sich, wenn er am Sonntag echt sein Geld zurückbekommt. Und weil alles so geil gelaufen ist, fährt er mit einem breiten Grinsen nach Hause!

Der Pfostenzaun-DJ

...ist ein Brenner übelster Sorte. Hat immer den neuesten Sound von den unbekanntesten Acts, etwa aus Dänemark, Brasilien, Timbuktu. Dummerweise hört der sich immer nach stumpfstem "Progressiv-Geklopfe" an. Spielt, wenn er sicher ist, dass kein anderer Pfostensound-DJ da ist, aber auch gerne mal Yahel oder Marc 'O Tool. Nervt andauernd mit Sätzen wie: "Wie lange spielst du noch?"; "Aller! Digger! FETTER BRATEN! Was das? ALLER! Unreleased, oder was? BRENNST MIR DAS, ALLER?" Tritt immer in Gruppen auf, manchmal aggressiv, meistens Drogendealer. Zahlt aufgrund dieser Attribute auch nie Eintritt, hat immer ein Getränk und eine "Frau". Weiß immer recht genau über so ziemlich alle zwielichtigen Dinge Bescheid und scheut auch nicht, sie unter Umständen bei den Bullen auszuplaudern. Achtung, beschleunigt!

Die Indie-Schnitten-Fraktion

...sind die Mädels, die an allen Ecken und Enden klingeln, sobald sie nur mit den Wimpern klimpern. Um da den Menschen zu entdecken, muss man mindestens 15 Minuten investieren, um ihn zwischen dem ganzen Tüdelkram wie Glocken, Tüchern, Röcken, diversen Stofffetzen, Bändern, Täschchen, Armreifen, bodenlangen Filzlocken mit 10000 verschiedenen Perlen und Glitzerkram inklusive und mindestens einem Hut auf dem Kopf und das "Goaspielzeug" wie Puscheln oder Ähnlichem zu entdecken. Ist man schließlich bis zu dem Gesicht des überirdisch wirkenden Wesens vorgedrungen, sollte man sich nicht von den überdimensional wirkenden Mitessern abschrecken lassen, das sind nämlich Gesichtsaufkleber, so genannte "Bindies"! Ein weiteres typisches Merkmal der Indie-Schnitten sind die 10 cm hohen Matschzulagen unter den Fußsohlen, da sie eher selten mit Schuhwerk anzutreffen sind und den totalen Erdkontakt bevorzugen. Auf der Tanzfläche liegt die Hauptaufmerksamkeit der Bewegung in den Armen, die mit mystischen Verdrehungen und verschiedenen Fingerkonstellationen zur Musik durch die Luft geschwenkt werden. Zu bestimmten Passagen in der Musik kommt auch auf besonders auffällige Art der Oberkörper mit in die Bewegung. Das Ganze geht eher langsam und meditativ vonstatten, da die gesamte Ausstattung (siehe oben) sehr zum Gesamtgewicht der Person beiträgt. Auch besteht die beständige Gefahr des Verrutschens der sorgfältig angelegten Pracht. Diese Gattung des Goagängers findet man meist in Gesellschaft des Älteren oder des Früher-war-alles-besser-Typen, dem sie mit anhimmelnder Bewunderung zu Füßen liegt.

Die Partypacker

...treten auch meist in Rudeln auf. Fühlen sich in ihrer Gruppe stark und teilen sich dort auch ihre Aufgaben, wie zum Beispiel Drogendealen, Auto fahren, für die neueste Mucke sorgen, das Geld zum Feiern haben, den Vornamen zu den ganzen Gesichtern auf der Party kennen und so weiter. Oft meckern diese Partypacker auch am Anfang einer Party über die schlechte Musik ab, tanzen nach einer Stunde doch übelst wild ab zu jedem Kram, weil dann endlich auch die Drogen mal wirken. Ihre Kleidung besteht häufig aus relativ unauffälligen Sachen wie schwarzen Kapu-Pullis und dergleichen. Sie stehen auf Raver-Plastik-Hosen mit sehr großen Seitentaschen, in denen sie Party-Lunch-Pakete aufbewahren und kombinieren ihr Outfit auch sehr oft mit orangenen Gürteltaschen und Hüten. Ihre Ernährung beschränkt sich auf OA meist nur auf Tablettenform und flüssig Brot, welches sie sich selbst mitbringen. Auch namhafte Kräuterliköre steigern ihr Wohlbefinden, wobei dieser Erheiterungstsatus auch sehr schnell kippen kann. Und dann kippt auch der Partypacker, meistens um! Auf OAs kann man bei Partypackern auch häufig ein sehr außergewöhnliches und unkoordiniertes Paarungsverhalten beobachtet werden.

Der Gelegenheits-Fraggle

...oder Goaparty-Tourist wollte meistens eigentlich nicht auf die Party, wurde jedoch von seinen Freunden mitgenommen, weil er sonst nix mit dem Wochenende anzufangen weiß. Oder er will sich das ganze "einfach nur mal angucken". Immer häufiger ist diese Gattung jedoch gar nicht mehr eindeutig zu erkennen, da der Gelegenheitsfraggle sich von seinen Freunden irgendwelche bunten Klamotten ausleiht, um nicht als solcher aufzufallen. Bei genauerer Beobachtung ist er jedoch daran zu erkennen, dass er ständig mit einem Fotoapparat bewaffnet wahllos die bunten, seltsamen Leute ablichtet und Fragen wie "Bist du auch so bekifft?" stellt. Auch wundert er sich häufig über die vielen Indianerzelte. Unangenehm fällt er manchmal nur dadurch auf, dass er sich zu später Stunde über die laute Musik beschwert, bei der man nicht mal in Ruhe schlafen kann. Von seinem Verhalten her sind manchmal bei dieser Gattung weitere Parallelen zum Zivilbullen erkennbar. Im Gegensatz zum Zivilbullen ist er jedoch weitgehend ungefährlich und eigentlich ein ganz netter Mensch.

Die Bademeister

...sehen in der Regel aus wie Meister Proper! Haben frisch polierte Glatzen und Sonnenbrillen, auf die ich manchmal echt neidisch bin, ihr super Handy am Gürtel und rauchen alle Marlboro. Außerdem schmücken sie sich meist mit irgendwelchen Gummibärchen-Blondinen und haben oft ihren BMW-Schlüssel deutlich zu erkennen in der Hand, während sie an der Tanze stehen. Dieses ganze Verhalten, vielleicht auch durch den überdurchschnittlichen Anabolilka-Konsum, führt bei dem Durchschnitts-Bademeister zu einer Erkrankung der Nasenschleimhäute, so dass sie sich ständig die juckende Nase reiben müssen. Zur Ernährung eines Bademeisters auf OA-Partys gehören kalte McDoof-Burger aus dem Kofferraum und pisswarmes Corona. Dieses wird auch meist so in der Hand gehalten, dass der Schriftzug deutlich zu lesen ist und es so nicht mit Aldifälschungen verwechselt werden kann. Doch das Allerwichtigste für einen Bademeister ist sein All-Around-Blick, während er neben der Tanzfläche steht. Die Füße schulterbreit auseinander (hängt wohl mit der Bundeswehrkarriere zusammen), die Arme werden so gehalten, als hätten sie sich frisch die Achseln rasiert, und dazu dieser Scannerblick, der mich irgendwie immer ein bisschen an K.I.T.T. mit seinem roten Licht in der Motorhaube erinnert. Wie heißt die Freundin vom Bademeister? Anna Bolika!

Der, der schon alles gesehen hat

...ist eine schon leicht abgezergelte Gestalt und hat dazu einen wissenden Gesichtsausdruck: Dieser Mensch weiß Bescheid übers Feiern! Geht eigentlich nur noch aus Gewohnheit auf Partys. Bevorzugt Kiff, Trips und jede Menge Alk, wird aber eigentlich nicht mehr richtig breit bzw. ist einfach dauerbreit. Bevorzugt eher philosophische Diskussionen bzw. Monologe, die er aber irgendwann selbst nicht mehr ganz versteht. Kommt mit als Erster und geht meist ganz zum Schluss. Ist nicht gerade der Aktivste, ist eher einfach nur da...

Der Perfektionist

Wenn er die Party veranstaltet hätte, wär alles viiiiel besser. Schon an der Kasse meckert er darüber, dass es viel zu lange dauert und die Eintrittspreise sowieso viel zu hoch sind. Endlich richtig auf der Party angekommen, meckert er wie "der Abgelöschte" über die schlechte Organisation. Das Line-Up findet er so wieso immer total daneben. Wenn er auflegen würde, wären nach seiner Aussage die Leute prinzipiell viel besser drauf... Auch die Deko hätte er viiiel besser gemacht. Prinzipiell findet er die Party total scheiße... aber er ist jetzt nun mal da. Insgesamt ein sehr unangenehmer Zeitgenosse und ein Miesepeter, mit dem niemand etwas zu tun haben möchte. Da ihn schon niemand seiner Freunde mehr auf eine Party mitnimmt, kommt diese Gattung meistens mit dem Zug oder per Anhalter zur Party. Daher... passt auf, wen oder was ihr auf dem Weg zur Party am Straßenrand so mitnehmt.

Der Rastaposer

...gehört eher zu den jüngeren Gästen. Verfilzt sich mindestens 5 Jahre vor der Party die Haare, fummelt die meiste Zeit daran herum und kommt überhaupt nur, um sich zu zeigen. Vergisst fast immer mehr oder weniger absichtlich Schuhe und T-Shirt. Trägt im Rucksack stattdessen Gras(s) mit sich herum und braucht das auch dauernd. Tanzt nur selten, sondern steht eher am Rand der Tanzfläche, so dass er gesehen wird. Versucht immer möglichst gleichgültig bis cool zu wirken und erwartet dafür Bewunderung. Der Rastaposer versucht außerdem mit großem Aufwand (Piercerei, komische Gürteltäschchen, undefinierbare Gegenstände und kitschige Schmuckteile) als Freak anerkannt zu werden, was aber bei genauer Beobachtung nicht gelingt, da man teure Markenunterhosen, Trendyhandy und andere nur wegen des hohen Kaufpreises erworbene Dinge bei ihm finden kann. Wegen des durch Gras(s) komplett angefüllten Rucksacks bindet er sich notgedrungen alle möglichen Gebrauchsgegenstände in die Filzsträhnen und findet das meiste davon nie mehr wieder. Der Rastaposer mag eigentlich den Goa-Sound nicht wirklich und wäre gerne Bob Marley persönlich und sowieso lieber mit viel Geld auf Jamaika. Tritt übrigens recht häufig in einander zum Verwechseln ähnlichen Individuen auf.

Ich bin über 18.
Ich werd mal 18.
Es ist mir scheißegal.
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