Deutscher Bund
Der Deutsche Bund war ein Staatenbund der deutschen Kleinstaaten, welcher nach Napoleons Herrschaft auf dem Wiener Kongress zusammengeschustert wurde. Kein deutscher Fürst hatte wirklich Lust auf diesen Bund, man war sich jedoch einig, dass manche Dinge (z.B. Völker) einfach eine gemeinsame Grenze brauchen, um sagen zu können: Alles jenseits davon is' scheiße.
Geschichte
Wiener Kongress
Der Deutsche Bund entstand nach dem Machtzerfall Napoleons 1815; dieser hatte das Heilige Römische Reich deutscher Nation (das übrigens weder mit Rom noch mit heilig später nicht einmal mehr mit Reich oder Nation etwas zu tun hatte, da blieb dann nur noch deutsch übrig) mit seiner Grande Armée zerdeppert und als Trittbrett nach Russland missbraucht. Als Napoleon allerdings mit dem Ivan so lange Verstecken gespielt hatte, dass die meisten seiner Soldaten verreckt waren, kam er müde und deprimiert wieder in Westeuropa an, wo ihm die Deutschen auf dem Rückzug kräftig in den Hintern traten, während ihm die Engländer von vorne eine Kopfnuss versetzten. Klein Napó zog sich nach St. Hellena zurück und schmollte. So war er erst einmal kaltgestellt.
Doch was sollte nun werden aus dem armen, geschundenen Europa? Fürst Metternich versammelte die Herrscher Europas in Wien, weil er keine Lust hatte, zu einem Friedenskongress so weit zu fahren und ihn deshalb gleich Zuhause abhielt. In Wien wurde 1815 die Neue Ordnung Europas besprochen - das war jedenfalls der Plan. Leider wurde das Abendbankett vor dem eigentlichen Verhandlungstag ein reines Fiasko. Nachdem der König von Bayern sich maßlos besoffen hatte und den schlechten Witz mit dem Württemberger und dem Badener im Wirtshaus erzählt hatte, warf König Friedrich I. von Württemberg eine fettige Kalbshaxe nach ihm, die jedoch ihr Ziel verfehlte und stattdessen Friedrich August von Sachsen traf. Der schlug zurück und so entstand die größte Keilerei europäischer Monarchen in der Geschichte. Als am nächsten Morgen alle mit Kater und Stahlschädel in den Trümmern der Festdeko aufwachten, beschloss man beim Konterbier alles so zu lassen wie es ist und zum Ausnüchtern erst einmal nach Hause zu fahren.
So funktionierte der Deutsche Bund für's erste noch ganz gut. Papa Metternich hielt den Laden am laufen und die kleine Fürsten konnten innerhalb ihrer (zugegeben doch sehr eng gesetzten) Landesgrenzen machen, was sie wollten: Abgaben erpressen, dekadente Fressgelage abhalten und ab und zu den ein oder anderen Untertanen zum Spass vor dem Schloss aufhängen. Um doch wenigstens den Anschein zu erwecken, der Deutsche Bund sei nicht nur eine wahllos um die deutschen Staaten gezogene Grenze, damit die Untertanen schön drinnen bleiben sondern auch etwas mit jemand an der Spitze, wurde in Frankfurt eine Alibiländervertretung eingerichtet. Von jedem Zwergstaat saß dort ein überflüssiger Politiker, den Regierung und Fürst daheim eh schon lange loswerden wollten, mit dem Auftrag zu allem, was die Preußen oder Österreicher vorschlugen, anzunehmen bzw. wenn diese sich einmal nicht einig waren, eine Münze zu werfen und so die Entscheidung zu treffen.
Die Fürsten waren glücklich, das Volk zwar nicht, aber das interessierte ja keinen, der wirklich an den Schaltstellen der Macht saß. Wagte es doch mal jemand aufzumucken, z.B. durch einen kritischen Zeitungsbericht, wurde die Zeitung verboten, der Verlag niedergebrannt und die Berichte über die Niederbrennung des Verlags zensiert.
Karlsbader Beschlüsse
Wie immer gab es Leute denen das nicht passte und wie immer wenn Leute gegen etwas sind finden sie recht schnell zusammen. So z.B. beim Wartburgfest 1817; eigentlich wollten nur ein paar junge Leute ordentlich Party machen und verteilten Flugblätter für ihre Kumpels in der Innenstadt von Eisenach. Als dann leider die Hälfte der Einwohner zusammenkam machten sich die Fürsten fast in die Hosen vor Angst, der Untergrund mache eine Revolution. Da auf dem Fest nur viel gelabert wurde und sich später eh niemand mehr erinnern konnte, was am Vorabend eigentlich passiert war, hatte das Wartburgfest eigentlich keine Auswirkungen. Als dann jedoch der Schriftsteller August von Kotzebue erschossen wurde, sahen die Fürsten sich gezwungen, die Karlsbader Beschlüsse auf- und durchzusetzen, womit die persönlichen Freiheiten des Einzelnen quasi komplett in die Tonne getreten wurden. Nicht, dass Kotzebue irgendwas mit Politik zu tun gehabt hätte, aber man ging halt mal auf Nummer Sicher.
Revolution von 1848/49
Das System Metternich funktionierte leider nur solange, wie die Leute genug zu Essen auf dem Teller hatten, um nicht zu merken, dass sie permanent verarscht wurden. Als dann im Jahr 1847 das Wetter nicht mitspielen wollte und den Bauern ihre Runkelrüben auf dem Acker vergammelten (und sie die essbaren auch noch an den fetten Grundherrn von nebenan abgeben mussten), schlug die Stunde der Revolution.
Freiheitsliebende Historiker neigen zum Schwärmen, wie unterdrückte Bürger nach Rechten, Selbstbestimmung und einem Nationalstaat gierend die Initiative ergriffen und die Macht der Fürsten brachen. Fakt ist jedoch, dass sich Hecker und Struve in der Kneipe darum stritten ob die eine Karikatur in den Fliegenden Blättern eine Birne oder Louis Phillipe I., König der Franzosen, darstellen sollte. Der Streit artete in einer Kneipenschlägerei aus, die schließlich zur Revolution in Baden führte, welcher sich bald die anderen Deutschen Staaten anschlossen.
Doch die Revolution geriet zu einem kompletten Reinfall; nachdem sich die Wut der einfachen Leute erst einmal Luft gemacht hatte, war der Dampf erst einmal raus. Nachdem das erste Deutsche Parlament auch noch gegen Dänemark einen Krieg verloren hatte, hatte keiner so wirklich Lust auf Demokratie, die Fürsten stahlen sich heimlich still und leise die Macht wieder zurück und alles war beim alten.
Bismarck und das Ende vom Lied
Der Deutsche Bund existierte also noch ein paar Jahre weiter, bis Bismarck dem lustigen Treiben der Fürsten ein Ende bereitete. 1866 mussten sie sich zum ersten und einzigen Mal zwischen Preußen oder Österreich entscheiden; die meisten hielten zu Österreich und als diese den Deutschen Krieg bei Königgrätz kräftig vergeigt hatten, endete der Deutsche Bund. Nicht das damit auch die Repressalien ein Ende gehabt hätten, aber leider gab es keine gemeinsame Grenze mehr und die Abgeordneten aus Frankfurt (die da etwa 50 Jahre Urlaub gemacht hatten, ohne wirklich zu regieren) wurden abgezogen.
Als Bismarck 1871 das Deutsche Reich vereinigte war der Deutsche Bund längst vergessen, die meisten hatten nicht einmal gemerkt, dass es ihn überhaupt gegeben hatte.
Organisation
Regierung
Sollte es im Deutschen Bund so etwas wie eine Regierung überhaupt gegeben haben, so befand sich diese in Frankfurt und glänzte in den ca. 55 Jahren des Bestehens des Deutschen Bundes durch absolute Passivität. Was sollte man schon machen, die Fürsten hatten ja eh ein berechtigtes Eigeninteresse daran, dass ihre Staaten einigermaßen funktionierten und kümmerten sich daher selbst darum und weiter gab es ja nichts zu tun.
Damit wenigstens der Schein gewahrt wurde, dass der Deutsche Bund nicht eine wahllos durch die Landschaft gezogene rote Linie war, die alle Kleinstaaten einschloss die zufällig innerhalb dieser Linie lagen, sondern ein hochseriöser Staatenbund, der die individuellen Interessen von Fürsten und Fürstinnen im ganzen deutschsprachigen Raum kollektiv gegen das Ausland durchsetzte und damit quasi diplomatische Schwerarbeit leisten musste, wurde dennoch ein gemeinsames Staatsorgan eingerichtet: Die Bundesversammlung. Diese tagte in Frankfurt im Palais Thurn und Taxis.
Da die einzige Aufgabe dieses hochehrwürdigen Gremiums eigentlich nur in seiner Existenz bestand und diese Existenz auch bloß den Sinn hatte, das Ausland und die eigene Bevölkerung für dumm zu verkaufen und ihnen irgendeine Form von politischer Aktivität vorzugaukeln, hatten die Sitzungen des Bundestages eigentlich den Charakter von geselligen Herrenabenden bei denen viel Bier getrunken, viel Pfeife geraucht und hin und wieder über Politik schwadroniert wurde, wobei diese Diskussionen genauso gut in einem Münchner Bierkeller hätten geführt werden können. Vom Niveau und den realpolitischen Auswirkungen kamen sie jedenfalls ziemlich nahe ran.
Militärgewalt
Nichts desto trotz stellte der Deutsche Bund eine gewaltige Militärmacht dar, wenn man nur die Zahl der Soldaten betrachtet. Realistisch ging vom Deutschen Bund jedoch nie eine Gefahr aus, jedenfalls keine militärische. Der Plan war eigentlich nicht schlecht: Jeder Fürst sollte nach seinen Möglichkeiten einen kleinen Teil seiner Truppen zur Verfügung stellen und dann würde sich schon eine große Armee bilden. Diese konnte man dann bequem einsetzen, zum Beispiel gegen einen ausländischen Agressor oder wahlweise auch die eigene Bevölkerung. So die Idee.
Leider ging das ganze ziemlich nach hinten los. Denn kein General ließ es sich nehmen, seine eigene Gurkentruppe auch selber anzuführen. So war es nicht verwunderlich, dass mindestens 30 Generalstäbe gleichzeitig versuchten, einen Krieg zu gewinnen. Kein Offizier, und kam er aus der letzten Landgrafschaft im hintersten Winkel des Bundes, wollte seine glorreiche Truppe unter die Fuchtel eines ohnehin inkompetenten Generals aus Pommern oder Ostpreußen stellen.
Die aufgestellten Truppen waren so eigentlich ein einziger, führungsloser Sauhaufen in schmucken Uniformen, der sich stritt, ob man die Feldlager nun im Osten oder im Westen von irgendeinem unwichtigen Grenzfluss aufschlagen sollte und ob beim Abendessen in der Feldküche die landesüblichen Gerichte der Soldaten zu berücksichtigen wären. Die katastrophale Situation des Heeres rächte sich 1851, als das erste (und einzige mal) eine Deutsche Armee vor Dänemark kapitulieren musste. Peinlich!
Wirtschaft und Gesellschaft
Klassenunterschiede
In den meisten Staaten des Deutschen Bundes galt immer noch das alte Klassensystem. Nicht, dass es besonders effektiv war, aber es hatte sich seit etwa 1000 Jahren bewährt und warum sollte man etwas daran ändern?
Adel
Der Adel bildete den ersten Stand, zwar war die Leibeigenschaft aufgelöst worden, aber das hieß ja nicht, dass das Land jetzt irgendeinem freien Bauern gehören würde. Das fröhliche Treiben der Adligen auf ihren Landgütern ging also weiter wie schon zu Zeiten Karls des Großen. Die gebeutelte Bauernschaft konnte nichts dagegen machen, und wenn sie es doch mal versuchten, stand das kompetente Bundesheer an der Landesgrenze und sorgte schnell wieder für Ordnung. Warum in solchen Situationen das Heer so schnell und kompetent reagieren konnte, hatten einen einfachen Grund: Jeder adlige Offizier hatte irgendwo einen adligen Vetter, dem er mal helfen musste. Da man sich ja besonders als Verwandtschaft so sehr nahe steht, war immer die Motivation da, es ein bisschen besser zu machen als sonst.
Das betraf übrigens nicht nur das Militär, denn auch in der Regierung hatten die Adligen den Vorzug und so konnten Regierungen erstaunlich fix sein, wenn der Vetter des Halbruders von Fürst Leopolds Cousine zweiten Grades ein Problem damit hatte, dass man den Rauch der Lippischen Nationalbahn von seinem Schlossturm aus sehen konnte und die Baupläne kurzfristig geändert werden mussten (auch wenn dafür die Webersiedlung Klein-Bockbach komplett abgebrannt werden musste, weil der neue Streckenverlauf hier gebaut wurde).
Bürgertum
Das Bürgertum bildete den ruigen Pol der Gesellschaften im Deutschen Bund und eigentlich in ganz Europa. Diese Menschen hatten während der Französischen Revolution mitbekommen, dass der Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit ziemlich schmutzig und mit viel Saubermachen im Nachhinein verbunden war. Diese Erfahrungen hatte sie dazu veranlasst, Freiheit und Gleichheit doch nicht so toll zu finden wie früher. Den Mangel an Idealen, der sich daraus ergab, ließ sich jedoch deutlich besser aushalten, seit es dem Bürgertum, bedingt durch die Industrielle Revolution, eigentlich wirtschaftlich ziemlich gut ging.
Das Wesen des neuen Bürgertums war also ziemlich gemütlich; sie konnten ungestört leben und Geschäfte machen, solange sie nicht auf die Idee kamen, den Staat, in dem sie lebten zu kritisieren. Meistens hatten sie dazu auch keine Gelegenheit und wenn sie doch mal einen Grund gehabt hätten, hatten sie meistens keine Lust.
Arbeiter
Pünktlich Morgens um 5 Uhr, wenn die Werksglocke klingelte, fand sich der neue Teil der städtischen Gesellschaft in der nahegelegenen Fabrik ein: Die Proletarier. Wie in ganz Europa hatten sie dort relativ wenig zu lachen. Sozialgesetzgebung und Arbeitsschutz gab es noch nicht und so konnten die Fabrikherren mit ihrem menschlichen Rohmaterial, genannt Arbeiter, quasi machen was sie wollten. War mal eine Maschine kaputt war es kein Problem einen 6-Jährigen Gossenjungen, dessen Familie kein Geld hatte um ihn auf die Schule zu schicken, zwischen den laufenden Treibriemen hindurch in den Maschinenkasten zu schicken, um diesen wieder zum Laufen zu bringen. Oder wenn schon wieder einem Arbeiter der Arm gebrochen wurde, weil er mit der Pleulstange, die den mechanischen Webstuhl angetrieben hatte, wieder nicht aufgepasst hatte, oder wenn die Chemikalien in der Färberei seine Lunge so zersetzten, dass er sie in Stückchen auskotzte. So konnte doch schnell für zwei Gulden pro Woche Ersatz geschaffen werden. Wozu standen nicht die ganzen Tagelöhner in einer riesigen Schlange vor dem Fabriktor und warteten auf Arbeit. Dass der enttäuschte Arbeiter leider Vater von 7 Kindern ist und durch seinen Arbeitsausfall die Miete und das Mittagessen nicht bezahlen konnte, obwohl seine Frau in einer Weberei arbeitete und seine Kinder in der Kohlemiene schufteten, ist nun mal der nicht ganz so schöne Teil des wirtschaftlichen Aufschwungs.
Diese minimale Ungerechtigkeit sorgte natürlich für Gegenwind. Die Arbeiter hatten nämlich keine Lust, sich so behandeln zu lassen. Sie machten also den Unternehmern das Leben schwer, indem sie Gewerkschaften gründeten und begannen, für mehr Einkommen und sicherere Arbeitsbedingungen zu protestieren. Man wollte ja nicht viel, aber Geld für drei Mahlzeiten pro Tag und die Miete für eine Wohnung in einem der Elendsviertel von Berlin sollte halt schon drin sein. So sind die Unternehmer selber schuld an der bald drauf folgenden Gründung der ältesten und fiesesten Partei der Deutschen Geschichte: Der SPD.
Bauernschaft
Wie schon in den letzten 1000 Jahren bildete der Bauernstand das traurige Ende der Klassengesellschaft. Arme, geschundene Menschen, die meistens in Großfamilien mit bis zu 10 Kindern leben, nach der Hälfte ihres Lebens aussahen wie 60 und nur an Weihnachten mal einen Teller mit ein paar Brocken Fleisch zu Gesicht bekamen. So bestand das Leben der Bauern von der Wiege bis zur Bahre aus schwerer körperlicher Arbeit und der Gewissheit, dass die Hälfte des erwirtschafteten Essens an einen adligen Großgrundbesitzer floss.
Doch die Industrielle Revolution brachte auch dem Bauernstand etwas Gutes - sollte man meinen. Denn mit Dampfkraft war es nun möglich, Getreide mechanisch zu dreschen und bald musste auch das Heugarbenbinden nicht mehr von Hand gemacht werden. Euphorische Erfinder rühmten sich dieser Maschinen, auf dass sie die Lebensweise der Bauern deutlich verbessern würden. Doch das Ende vom Lied war, dass ein skrupelloser Großgrundbesitzer die Maschinen kaufte und dann in der Lage war, fast alle bis dahin bei ihm beschäftigten Knechte fristlos zu entlassen.
Da stand sie also, die einst so (mehr oder weniger) stolze Bauernschaft, nun nicht nur ihrer Höfe und Felder, sondern ihres ganzen Berufszweiges beraubt. Um ihre 10 Kinder dann noch zu ernähren blieb ihnen nicht anderes übrig, als sich in der nächsten Kohlegrube von einem, zwar nicht mehr adligen aber dafür deutlich skrupelloserem, Stahlbaron ausbeuten zu lassen. Harte Zeiten, wenn man nicht in die richtige Wiege geboren ist...
Industrielle Revolution
Die Industrielle Revolution kam ursprünglich aus England und wollte im Deutschen Bund zunächst noch nicht richtig in Gang kommen. Erst mit dem Bau der Eisenbahn quer durch die Pampa konnte die Industrialisierung in Deutschland Fuß fassen. Fabriken schossen bald wie Pilze aus dem Boden und stolze Fabrikbesitzer wie Carl Ferdinand von Stumm-Knallzwerg oder August Borsig verdienten sich dumm und dämlich.
Denn um Eisenbahnen zu bauen und am Laufen zu halten, benötigte man Rohstoffe wie Eisen und Kohle; Schienen mussten verlegt werden, die Anzahl der Bergleute und Fabrikarbeiter ging durch die Decke und der Wohlstand wuchs schlagartig an. Die Zahl der Hungerleidenden stieg erstaunlicherweise ebenso schnell, aber darauf wurde nicht so geachtet, solange die hohen Gewinne das soziale Elend etwas erträglicher machten (zumindest für den, der die Gewinne einstrich).
Damit die Gewinne noch besser sprudelten, wurde 1833 der Deutsche Zollverein gegründet. Dieser Verein sollte dafür sorgen, dass die deutschen Produkte im Ausland gefälligst auch gekauft wurden. Realpolitisch hatte er damit sogar noch mehr Macht als die Bundesversammlung in Frankfurt. Eigentlich war der Deutsche Zollverein das einzige was in diesem Bund überhaupt gemeinsam funktionierte, beim Geldverdienen verstehen Regierungen eben keinen Spaß, damals wie heute nicht.
Auswanderung
Hauptartikel: Goodbye Deutschland! Die Auswanderer
Nun ja, die Situation im Deutschen Bund war ja nicht die beste. Da war es klar, dass viele Leute ihr Glück im Ausland suchen wollten. Zu Hunderten drängten sie auf die überfüllten Dampfer, die neben Kohle und Fisch auch noch arme Hungerleider mit 10-köpfigen Familien, Glücksritter die beim Pokern schummelten und sich schon auf der Fahrt nach Amerika Feinde machten oder gescheiterte Revolutionäre unterbrachten und sich so, auf der Fahrt nach Übersee, ein bisschen was nebenbei verdienten.
Der Neuanfang war dann im Ausland ziemlich schwer. Menschen, die in Europa nicht einmal den Dialekt des Nachbardorfes richtig verstanden, sollten nun Englisch lernen. Keine Frage, dass es da zu ziemlichen Problemen kam.
So entstanden natürlich immense Schäden, was die Wirtschaftsleistung anbelangte. Aber das kümmerte noch niemanden, denn die Fabriken waren ja eh überfüllt und noch mehr Leute hätten ja den Preis auf dem Arbeitsmark noch weiter gedrückt (wenn das überhaupt noch möglich gewesen wäre).
Staaten des Deutschen Bundes
Der Deutsche Bund bestand aus ca. 35 einzelnen, souveränen Staaten, welche teilweise auch noch die gleichen Namen hatten (ist ja klar, was der Große kriegt, will der kleine Junior eben auch haben, in so einem Fall wurde natürlich brav geteilt). Die meisten der lustigen Märchenkönigreiche wurden nicht einmal regiert, weil die Fläche des Staates so klein war, dass Regieren bedeutet hätte, einem Kuhbauern zu erklären, wie man eine Kuh melkt; dafür auch noch einen Minister zu bezahlen, wäre reine Geldverschwendung.
Im Anschluss also alle souveränen Staaten des Deutschen Bundes, zwar nicht alphabetisch oder sonst wie geordnet, aber immerhin aufgelistet:
Österreich-Ungarn
Flächengrößter und damit auch mächtigster Staat im Deutschen Bund. Allein durch den Kaisertitel des Monarchen fühlte Österreich-Ungarn sich allen anderen Staaten im Deutschen Bund überlegen und war lange Zeit der unangefochtene König auf dem Pausenhof. Österreich-Ungarn gliederte sich vor allem in folgende Gebiete:
Wichtigster Teil der Doppelmonarchie mit der Hauptstadt Wien; hier residierte der Kaiser mitsamt Familie im Stil kitschiger Sissifilme. Die Bewohner Österreichs waren (und sind wahrscheinlich) allesamt gemütliche Almbauern die den ganzen Tag Pfeife rauchend vor ihrer Hütte im Schaukelstuhl saßen und den jungen Burschen nachsahen, die die Kühe auf die Weide trieben. Auf jedem größeren Hügel stand ein kleines Schlösschen, dass einer lokalen Adelsdynastie gehörte, deren Sprösslinge irgendwo im Deutschen Bund garantiert demokratische Politik betrieben und der Stolz der Familie waren. Unglaublich, dass gerade Österreich ganz Deutschland unter seiner Fuchtel hatte.
Ungarn:
Das Königreich Ungarn war quasi der leicht beschränkte Halbbruder von Österreich und wurde von diesem in Personalunion einfach mitregiert, weil er selber nicht dazu in der Lage war (sagte man jedenfalls in Österreich). Die Merkmale dieses lustigen Anhängsels sind, dass es flach wie ein Brett ist und die Ortsnamen wie wahllos über der Landkarte verstreute Buchstaben klingen. Als Faustregel gilt, je kleiner der Ort, desto länger der Name. So fällt man auf der Karte wenigstens auf und ärgert die Behörden in Österreich, die darüber auch noch Buch führen mussten. So war er halt der kleine Halbbruder, spielte einem immer derbe Streiche, wie z.B. eine Revolution anzetteln und die österreichischen Behörden in ihren eigenen Rathäusern aufhängen, aber man musste ihn einfach lieb haben und konnte sich nicht von ihm trennen.
Böhmen-Mähren:
Gemütlicher Nachbar von Österreich mit Hauptstadt Prag, machte keine Schwierigkeiten und war auch sonst völlig uninteresant. Im Deutschen Krieg war Böhmen-Mähren das Schlachtfeld und wurde von preußischen Truppen verwüstet, was übrig blieb, holten die eigenen Truppen unter dem Vorwand das alles für den Krieg zu benötigen. So wie sie es zurückgelassen haben, sieht es heute noch aus, und wird vermutlich noch lange so aussehen.
Preußen
Der zweite Mann im Bund (sozusagen) muckte immer wieder gegen Österreich auf und lag zur Hälfte noch in Polen. Die Hauptstadt war Berlin, wo die Könige von Preußen aus dem Hause Hohenzollern seit etwa 500 Jaren residierten. Bekannt wurden auch die berühmten preußischen Tugenden: Soldat sein, Steuern zahlen und Maul halten.
Brandenburg-Preußen:
Das Herz von Preußen bestand aus Brandenburg, West-, Ostpreußen und Pommern (und einigen Zwergprovinzen, die keinen interessieren). Hier lag auch die Hauptstadt Berlin. Die Herrscher Preußens lassen sich leicht merken, heißen sie doch alle entweder Friedrich, Wilhelm oder Friedrich-Wilhelm, lediglich die Nummerierung schwankt. Die Könige von Preußen waren weiterhin dafür bekannt sich auf den Lorbeeren ihres Ur-Opas des Alten Fritz auszuruhen. Jeden Monat war eine Militärparade Pflicht. Dass Preußen bei allem erwarteten Militarismus ausgerechnet gegen Dänemark einen Krieg verliert, wollte niemandem wirklich mehr einleuchten, immerhin: 1864 wuschen sie ihr Image wieder rein, schlugen Dänemark locker und setzten sogar noch einen drauf als sie Österreich endlich mal kräftig eine aufs Maul gaben und zeigten, wer der Chef im Ring ist. Der sporadische Sieg gegen Frankreich wurde quasi als Zugabe noch oben draufgepackt.
Schlesien:
Im Siebenjährigen Krieg von den Österreichern abgezwacktes Gebiet. Eigentlich komisch, warum Preußen ein so langweiliges Land, wo nichts los, ist abgegriffen hat, aber vermutlich lag Schlesien einfach in der Nähe. Im Land selber gab es viele tapfere Schneiderlein die durch die Industrialisierung ihre ganze Arbeit verloren hatten. Hier wurde auch das System der humanistischen Arbeitslosenunterstützung Preußens deutlich. Kein Land der Welt würde gleich die eigene Armee mobilisieren, um sich der Nöte der geschundenen Bevölkerung in Schlesien anzunehmen.
Rheinprovinz
Bei Napoleons Rückzug hat Preußen 1815 hinter seinem Rücken mal schnell das Rheinland annektiert und sich damit den Ruhrpott, die Industrie und Borussia Dortmund einverleibt. Die Rheinprovinz machte Preußen auch gleich zum Wirtschaftsmotor Nummer 1 und baute alles mit Schwerindustrie zu, deren rauchende Schlote noch heute das Ruhrgebiet so liebenswert machen. Viel gibt es eigentlich über die Provinz am Rhein nicht mehr zu sagen. Außer, dass sie jedes Jahr zu Karneval ihre Besatzer gerne durch den Kakao zogen und die sich das zähneknirschend gefallen lassen mussten. Mit Karneval kann sich der ordnungsliebende Preuße eben bis heute nicht abfinden.
Bayern
Bayern war nach Meinung der eigenen Bevölkerung der beste Staat im Deutschen Bund überhaupt - erstaunlicherweise hat sich daran bis heute nichts geändert. Für viele Bayern wird daher das autonome Königreich Bayern immer noch als Höhepunkt der bayrischen Geschichte empfunden. Man hatte seinen eigenen Märchenkönig und wenn der die Steuergelder für den Bau von Dornröschenschlössern verplempert, dann war das halt so. Überhaupt waren die bayrischen Könige ziemlich interessante Zeitgenossen, mindestens zwei waren (nachweislich) verrückt, einer ist abgehauen, um eine Schauspielerin zu heiraten und der Rest verbrachte seine Zeit mit Großwildjagten und 365 Tage im Jahr Oktoberfest feiern. Regiert wurde hier kaum, vom König jedenfalls nicht.
Politisch versuchte Bayern immer alle kleinen deutschen Staaten um sich zu scharen, um nicht zwischen Österreich und Preußen zerrieben zu werden. Geklappt hat das nicht ganz, aber die Vorstellung, dass Bayern die deutschen Staaten zum Deutschen Reich vereinigt hätte, ist eigentlich auch interessant.
Bis heute beißen sich die Urbayern in den Arsch, dass ihre Altvorderen dem Beitritt zum Reich zugestimmt hatten, aber jetzt ist das halt nicht mehr zu ändern.
Sachsen
Der Staat, dessen Bewohner die unverständlichste Sprache hatten, hieß schon damals Sachsen. Der Staat an der Elbe, dessen halbe Bevölkerung von August dem Starken abstammte, war soweit ein typischer Vertreter der deutschen Kleinstaaten.
Nicht zu verachten ist die wirtschaftliche Rolle Sachsens im Deutschen Bund, mit seiner Messestadt Leipzig schaffte Sachsen es alle paar Jahre mal, jeden Wissenschaftler in die Stadt zu locken, um den netten Herren die Patente gleich dort abzunehmen. Den so erklauten wissenschaftliche Fortschritt nutzte Sachsen, indem es Eisenbahnlinien quer durchs Land zog und damit die Umwelt nachhaltig belastete, zum Glück hat das damals noch niemanden interessiert (außer vielleicht den Bauern, über dessen Acker man spontan die Umleitung legte, damit der Rauch vom lokalen Herrengehöft nicht zu sehen ist, aber den fragte ja auch keiner). Sonst war in Sachsen eigentlich nicht besonders viel los, außer natürlich der üblichen Repressalien gegen die freie Presse und der permanenten Aufrüstung gegen die eigene Bevölkerung. Aber das ist ja nichts Neues.
Hannover
Zwischen Preußen, noch mal Preußen und Dänemark eingeklemmt lag das Königreich Hannover. Für dieses Land interessierte sich nicht einmal der eigene Herrscher, denn der war zeitgleich in Personalunion König von Großbritannien und war mit der Regierung seines Empires politisch völlig ausgelastet.
Da verwundert es nicht weiter, dass Preußen 1866 Hannover einfach sang und klanglos annektierte ohne dass es jemandem aufgefallen wäre, es interessierte ja eh keinen. Doch es kam noch schlimmer: Die ganze Kohle, die Bismarck den braven Hannoveranern geklaut hatte, schenkte er ausgerechnet dem bayerischen Märchenkönig damit der seine Traumschlösser aus dem Boden stampfen konnte. Und da sage noch einer, die Bayern hätten mit den Preußen nichts zu verdanken, außer den Scharen von Chinesen und Japsen natürlich, die 365 Tage im Jahr Neuschwanstein belagern und im Löwenbräuhaus in München eine Schweinehaxe und eine Maß Bier bestellen, es aber weder schaffen auszutrinken noch ganz aufzuessen.
Württemberg
Der Letzte im Bunde der Märchenkönigreiche war das Königreich Württemberg. Dieses hatte wirklich gar nichts zu bieten. Der kleine Agrarstaat mit der Hauptstadt Stuttgart bestand zum Großteil aus Bauern, die Fortschritt grundsätzlich ablehnend gegenüberstanden: Eine Haltung, die sich bis heute nicht geändert hat.
Also standen die Städte nicht voll mit rauchenden Fabrikschloten wie in anderen deutschen Staaten und es fuhr auch keine Eisenbahn über die beschaulichen Äcker weil man sich weigerte, in der Hauptstadt einen Bahnhof zu bauen.
Die Friedlichkeit des Schwaben, die schon fast an Behäbigkeit grenzte, führte auch dazu, dass die Revolution von 1848/49 in Württemberg deutlich friedlicher ablief als in anderen deutschen Staaten. Wahrscheinlich waren die Aufstände vorbei, bevor die gemütlichen Menschen im Südwesten Deutschlands überhaupt gemerkt hatten, dass sie ausgebrochen waren.
Sprachlich war Württemberg eine Katastrophe, der bis heute gesprochene Kauderwelsch wurde nie entschlüsselt und so war es nicht verwunderlich, dass Württemberg vom Rest Deutschlands isoliert war und blieb.
Baden
Das Großherzogtum Baden war letztendlich ein kleineres Anhängsel Württembergs, dass diesem den Zugang zum Rhein verweigerte. Die Schwaben haben das ihren westlichen Nachbarn immer noch nicht verziehen, auch wenn sie mittlerweile eine gemeinsame Grenze haben, die Baden-Württemberg heißt.
Baden war politisch nicht ganz so schlimm wie die anderen Staaten, man könnte sogar so weit gehen, es als Liberal zu bezeichnen. Kein Wunder also, dass die radikalsten Revoluzzer aus der beschaulichen Schwarzwaldmonarchie kommen. Hecker und Struve, die beiden Lausejungs, zeigen deutlich was passiert, wenn man ein Monarch die Zügel zu locker lässt. Sie dankten es ihm mit einem Aufstand nach dem anderen und hauten, als es ernst wurde, in die USA ab. Die Taten der beiden veröffentlichte Wilhelm Busch in seiner weltberühmten Bildergeschichte.
Wirtschaftlich machte Baden ein Vermögen mit dem Verkauf von Uhren im Stil von Schwarzwaldhäusern aus denen jede volle Stunde der Kuckuck rausruft und Barometern im selben Stil, bei denen Mann und Frau immerzu ein- und ausgehen, ohne jemals gleichzeitig daheim zu sein.
Hessen
Das Großherzogtum Hessen hatte noch einen kleinen Bruder, um den es sich kümmern musste, wenn er mal wieder Mist gemacht hatte, und war daher außenpolitisch ziemlich ausgelastet.
Ansonsten entsprach Hessen dem Stereotyp eines deutschen Kleinstaates, in dem von jedem anständigen Bürger erwartet wurde, dass er mehrmals täglich die Nationalhymne sangen in der er einen Fürsten in den Himmel lobte, dessen größte Leistung es war, von der richtigen Mutter geboren worden zu sein. Wobei man sich auch hier fragen kann ob das überhaupt eine Leistung war.
Während der Revolution kamen viele wichtige Politiker aus Hessen, so zum Beispiel der Präsident der Nationalversammlung, Heinrich von Gagern. Wie wir wissen ging die Revolution jedoch gründlich schief und so reiht sich von Gagern ein in die lange Liste gescheiterter Präsidenten.
Luxemburg
Der kleine Staat Luxemburg gehörte damals noch zu Deutschland und ist der Einzige, der bis heute noch genau so existiert wie schon zu Zeiten des Deutschen Bundes (außer Bayern villeicht noch). Die Luxemburger haben es einfach nicht geschafft, sich von ihrem Großherzog zu trennen, das konnten sie auch gar nicht, denn der Großherzog war gleichzeitig König der Niederlande und daher fast nie zu Hause. In Luxemburg kam so die einzigartige Situation zu Stande, indem nicht das Volk den Herrscher loswerden wollte, sondern der Herrscher das Volk. Leider platzte der Deal mit Frankreich, dessen Kaiser Napoleon III. (Neffe von Napoleon mit ähnlichem Größenwahn) sich Luxemburg als beschauliche Ferienresidenz anschaffen wollte.
Junker Bismarck vereitelte den Plan jedoch. Dieser Streit wurde später als Luxemburgkrise bekannt und war ein erster Stinkefinger für Frankreich, welches sich später noch über die Schlagfertigkeit der deutschen Außenpolitik wundern sollte.
Mecklenburg-Schwerin
Die Großherzöge von Mecklenburg-Schwerin stellte eine Dynastie, die den mit Abstand dämlichsten Familiennamen im ganzen Deutschen Bund hatte; die Obotriten. Würde man eine Umfrage in der Kölner Innenstadt machen wer oder was der, die, das Obotriten sind, würden 27% sagen: etwas zu essen, 40%: eine Hautkrankheit, 25%: ein Stamm in der Südsee und 8%: steht bei uns zu Hause im Keller.
Auch geographisch war Mecklenburg-Schwerin eher uninteressant. Die Gegend war platt wie Schmitz' Katze, nachdem der Betonmischer nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte, und daher recht überschaubar.
Das Wappen Mecklenburgs zeigt eine Kuh mit Rinderwahn und einen Greif mit Vogelgrippe, oder warum sonst sollten die zwei Viecher sonst diesen irren Blick drauf haben und einem die Zunge rausstrecken.
Mecklenburg-Strelitz
Gibt es von jedem kleinen Staat im Deutschen Bund einen Nachbarstaat, den man getrost als Vetter bezeichnen kann, so sind die beiden Mecklenburgs garantiert nicht Vettern sondern Siamesische Zwillinge. Sie teilen sich nicht nur (wie üblich) einen ähnlichen Namen, nein! Sie teilen sich sogar die gleiche Landesflagge, das gleiche Wappen, die gleiche Herrscherdynastie, die gleiche Putzfrau für den Herrscherpalast und somit eigentlich alle lebenswichtigen Staatsorgane. Trotzdem war Mecklenburg-Streilitz der Depp der beiden Mecklenburg-Brüdern, hatte es es doch keinen Zugang zur Ostsee.
Nur kurzzeitig im Herbst konnte man auf Fischfang gehen, nämlich dann, wenn die Nachbarn das Nordseewasser, was gegen die Deiche brandete, nach Mecklenburg-Streilitz umleitete. Der so entstandene flächengrößte Wasserschaden Deutschlands war das interessanteste was es hier zu sehen gab; so war es nicht verwunderlich, wenn ein paar reiche Aristokraten mit Schirmen und Feldstechern auf einem trockenen Hügel saßen und die Bevölkerung beobachteten, wenn es wieder hieß: Die Flut kommt!
Sachsen-Weimar-Eisenach
Sachsen-Weimar-Eisenach war mit Abstand das Land mit den stärksten Minderwertigkeitskomplexen. Die meisten Staaten im Bund gaben sich mit einem Doppelnamen zufrieden, nur für ortsansässigen Ernestiener musste es eben ein Tripelname sein, nur so konnte man auf der Landkarte überhaupt auffallen.
Mit Weimar als Hauptstadt hatte das kleine Land immerhin das Nationaltheater, in dem allerdings niemand auftreten wollte, weshalb nur volkstümliche Sauflieder vorgetragen wurden, die man nur mit ein paar Bier intus aushalten, geschweige denn selber vorsingen konnte. Trotz dieser immensen Kulturleistung hatte Weimar mit Abstand das lächerlichste Stadtwappen, es zeigt bis heute einen Löwen der von roten Herzchen umschwirrt wird. Eigentlich sollte man heulen wenn es nicht so zum Lachen wäre.
Oldenburg
Der kleine Staat Oldenburg war komplett von Hannover umgeben und wäre vermutlich von diesem erdrückt worden, hätte es keinen hart erkämpften Zugang zur Nordsee besessen. Rein ethnisch betrachtet war Oldenburg der Friesenstaat, was auch schon alles über das kleine Land verrät.
Oldenburg hatte außer seinen Besitzungen an der Ostsee noch ein Feriengrundstück an der Nordsee (um im Urlaub mal was anderes zu sehen) und eine Exklave im Rheinland (wie man sich die aufgehalst hatte, wusste irgendwann auch niemand mehr).
Ansonsten war Oldenburg wie viele anderen Staaten auch nur da, um eine möglichst hohe Quantität an Staaten zu erreichen, damit dem Autor dieses Artikels nach der Hälfte die Ideen ausgehen. Bis jetzt scheint dieser Zustand jedoch noch nicht erreicht zu sein.
Kurhessen
War der kleine Bruder vom Großherzogtum Hessen und noch bis 1866 Kurfürstentum, obwohl es keinen Kaiser mahr gab, den man hätte küren können. Das allein sagt schon alles über das Land aus. Die Regierung war so rückständig, dass sie sogar die reaktionären Kräfte in Berlin und Wien noch übertrumpfte.
Das ließen sich die (kleineren) Hessen nicht gefallen, und weil sie nicht bis zum Jahre 1848 warten wollten, zogen sie bereits 1831 ihre eigene Revolution auf. Was sie jedoch nicht bedacht hatten, war, dass sie nach der Ausrufung der Republik von lauter Fürsten umgeben waren die alles daran setzten sie wieder zu braven Untertanen zu machen, unter anderem natürlich der große Bruder der den kleinen Schlingel schnell wieder auf die rechte Bahn bringen wollte.
Als die zweite Revolution dann auch nichts brachte, gaben die Hessen resigniert auf und hatten nicht einmal etwas dagegen, als sie 1866, im Zuge der preußischen Expansionsbestrebungen, ebenfalls mal kurz von diesen, quasi im Vorbeigehen, annektiert wurden. An Hessen führt schließlich kein Weg vorbei, schon damals nicht.
Schleswig-Holstein
Schleswig-Holstein war der nördlichste Teil des Bundes und der, wegen dem sich ganz Deutschland mit Dänemark stritt. Rein rechtlich war Schleswig Teil des Dänischen Königreichs und Holstein Teil des Deutschen Bundes, obwohl es auch vom Dänischen König regiert wurde. Nicht unbedingt zur Entspannung der Situation trug bei, dass Schleswig und Holstein wegen irgendeinem Vertrag aus der Vorzeit nicht aufgeteilt werden durften.
Bald wurde die Schleswig-Holstein-Frage zum Nachrichtendauerbrenner. Kaum war die Gegend wieder in den Schlagzeilen, wurden plötzlich in ganz Deutschland nationalistische Parolen laut, dass man den dreckigen Dänen keine Handbreit Boden abtreten würde. Selbst im letzten niederbayerischen Kaff wurde so gedacht, obwohl keiner wusste wo dieses Schleswig-Holstein überhaupt liegt.
Zwei blutige Kriege wurden geführt um Schleswig-Holstein vor der nördlichen Bedrohung zu schützen, immerhin Wacken haben wir dafür auf ewig zu uns geholt.
Sachsen-Lauenburg
Sachsen-Lauenburg war schon eine arme Sau unter den Staaten. Es hatte noch nicht einmal eine Flagge, sondern nur ein altes Wappen, dass noch aus dem Mittelalter übriggeblieben war und vergessen worden war, als der Sondermüll abgeholt wurde.
Sachsen-Lauenburg hatte nicht einmal einen eigenen Herrscher, mal übernahm der König von Dänemark das Amt, dann der von Preußen. Es blieb so das ungewollte Wechselbalg im Deutschen Bund, dass gerne mal zwischen Tür und Angel abgegeben wurde. Einerlei ob nach einem kleinen Krieg oder weil es beim Pokern verspielt wurde.
Nassau
Ach Nassau war ein typischer Vertreter der Staaten im Deutschen Bund. Typisch für Vertreter dieser Staaten war, dass die Herrscherdynastie grundsätzlich den selben Namen wie der Staat trug. Der Fürst von Nassau hieß also mit Familiennamen von Nassau. Dies bringt uns auf die Faustformel: Je kleiner der Staat, desto unkreativ der Name. Nur in seltenen Fällen war nicht die Dynastie nach dem Land, sondern das Land nach der Dynastie benannt.
Das Gebiet des ehemaligen Nassau gehört heute zu Hessen und Rheinland-Pfalz, die ehemaligen Grenzsteine stehen jedoch heute noch. Manche sagen wegen Nostalgie, andere sagen wegen der einfachen Faulheit, sie wegzuschaffen.
Braunschweig
Das Herzogtum Braunschweig war ein weiterer typischer Vertreter der Staaten im Deutschen Bund, die man als Landeskinder vielleicht noch kannte, in der Regel jedoch gleich wieder vergisst.
Die Flagge von Braunschweig wurde später, trotz zahlreicher anderer Möglichkeiten, einfach von der Ukraine geklaut, weil man zu faul war, sich selber eine wahllose Farbkombination auszudenken.
Die Hauptstadt von Braunschweig war (wen wundert's) Braunschweig.
Ernestinische Herzogtümer
Die in Sachsen herrschenden Ernsetiner hatten rund um Sachsen herum noch eine Reihe kleinerer Besitzungen. Diese Wurmfortsätze kann man getrost als kleinere Ausgaben des Königreichs Sachsens betrachten. Wie Eltern ihrer Sprösslingen manchmal einen Hund oder eine Katze schenken um den kleinen verantwortungsbewussten Umgang mit Lebewesen beizubringen, so waren die Ernestinischen Herzogtümer in erster Linie Spielplatz für den adligen Nachwuchs des Königshauses, welcher hier auf des Regieren vorbereitet werden sollte.
Um dem Zweck gerecht zu werden, war in den Ernestinischen Besitzungen natürlich alles ziemlich einfach gehalten und sollte möglichst nahe mit dem Mutterland verbunden sein. Die Namen der Länder waren also nur blödsinnige Verknüfungen zwischen Sachsen- (als besitzandzeigendes Wort) und der Hauptstadt des Landes z.B: Sachsen-Altenburg, -Coburg und Gotha, -Meiningen, -Weimar-Eisenach, nur um die wichtigsten zu nennen.
Die Ernestinischen Herzogtümer sind das beste Beispiel für die Auswüchse von feudalem Größenwahn - wenn jeder Fürst aus seinen paar Hektar Land einen Staat machen will, dann kommt halt sowas dabei raus.
Anhalt
Das Herzogtum Anhalt setzte sich zusammen aus den kleinen Einzelstaaten Anhalt-Dessau, Anhalt-Köthen und Anhalt-Bernburg. Nach jahrhundertelangem Bestehen dieser vielen verschiedenen Anhalter (Wortspiel) hatten die Fürsten der Linie Köthen und Bernburg einfach keine Lust mehr auf diesen feudalen Kinderzirkus (den Unterschied zwischen den Ländern konnte sich eh keiner merken, sofern es überhaupt einen gab) und starben einfach aus. Die Ländereien wurden der Einfachheit halber unter dem Herzogtum Anhalt zusammengefasst.
Der Name Anhalt passte sehr gut zu diesem Staat, da man mit Abstand die längsten Wartezeiten an der Anhalt'schen Grenze bei der Zollkontrolle hatte. Kein anderer Staat bestand darauf jede Person mindestens 2 Stunden zu kontrollieren, außer die Zollbeamten von Anhalt. So passte der Name auf jeden Fall zum Staat, auch wenn dafür kein einziges Produkt ins Land mehr kam, weil die Grenzkontrollen einfach zu streng waren.
Limburg
Das Fürstentum Limburg ist heute ein Teil der Niederlande und gehörte damals zum Deutschen Bund, ein weitsichtiger aber erfolgloser Versuch, bei einem Fußballspiel auf der Gewinnerseite zu sein.
Daneben war Limburg für die Erfindung der ersten chemischen Kampfstoffe, noch vor Senfgas und Konsorten, verantwortlich. Der üble Limburger Käse war ursprünglich nicht als Nahrungsmittel gedacht, sondern als Prototyp einer bio-chemischen Massenvernichtungswaffe. Warum er dann doch als Käse verkauft wurde, hatte den Grund, dass die Franzosen lieber mehr Geld für Käse als für ihre Waffenindustrie ausgaben. Die Folgen kennt man bis heute.
Politisch war Limburg mal niederländisch, mal belgisch und mal von ganz jemand anderem regiert. Dieses Verantwortlichkeitschaos hat dafür gesorgt, dass eigentlich niemand hier regiert hat. Jedenfalls nicht praktisch.
Hohenzollern-Sigmaringen und -Hechingen
Tief im Süden Deutschlands hielten sich auch die Könige von Preußen ein kleines Ferienschloss, um dem Prestige gerecht zu werden. Hier konnten sie, erschöpft vom Weltmachtstreben auch mal das richtige Regieren wie zu Uropas Zeiten (was im 19. Jahrhundert also das 17. Jahrhundert meint) ausprobieren und dabei ausspannen. Für Friedrich-Wilhelm IV. König von Preußen war ein Besuch in Hohenzollern also so, wie wenn unsereins Ferien auf dem Bauernhof macht. Also verhältnismäßig schlechtes Essen, Drecksviecher überall (bei Fritz-Willy waren das s.g. Untertanen) und blödes Rumgammeln in der freien Natur (auf Schloss Hohenzollern lief das auf ausgedehnte Großwildjagden und anschließende Bankette hinaus). Wenn die hochwohlgeborenen Herrschaften also wieder nach Berlin reisten, waren sie, wie unsereins nach Urlaub auf dem Bauernhof, echt urlaubsreif.
Liechtenstein
Das Fürstentum Liechtenstein kam eigentlich nur zufällig zum Deutschen Bund; das hatte den Grund, dass die Leute von der Behörde, die eine große, rote Linie um die Bundesgrenzen zogen, Liechtenstein versehntlich mit einbezogen. Später konnte man das nicht mehr rückgängig machen, weil die ganze rote Farbe für die Zensurbehörden gebraucht wurde, um die Zeitungsartikel zu kürzen. Liechtenstein war damals noch ein recht armes Land, in dem es noch keine einzige Goldmark Schwarzgeld aus dem Ausland gab, die hier illegal auf Liechtensteiner Banken deponiert war. Das hatte den einfachen Grund, dass es noch keine Liechtensteiner Banken gab. Da das Land Liechtenstein sonst keine einzige Geldquelle hatte (keine Rohstoffe, keine Industrie, kein garnichts), war es 1868 so pleite, dass es seine Armee aus Kostengründen auflösen musste.
Lippe
Lippe war klein und unwichtig, platzte aber vor Stolz aus allen Nähten im Angesicht der eigenen Politik-, Wirtschafts- und Kulturleistung die es (angeblich) erbrachte. Da wurde dann die eigene Armee zur besten Truppe der Welt hochstillisiert, obwohl die Ausrüstung noch aus den Koalitionskriegen stammte, und die ranzige Bimmelbahnverbindung zwischen Detmold und Lemgo als Zeichen für den wirtschaftlichen Überhohlkurs gegen alle anderen deutschen Staaten und natürlich auch alle anderen Europäischen Mächte.
Die Flagge des kleinen Staates sah eigentlich aus wie eine Sparversion der Flagge von Baden, das hat vermutlich den Grund, dass es nach dem 20sten Kleinstaat einfach nicht mehr so viele sinnvolle Möglichkeiten gab, eine Landesflagge aus x-beliebigen Farben und Formen zu machen.
Reuß ältere Linie
Die Besitzungen des Hauses Reuß waren so klein und weit verstreut, dass sie noch nicht mal auf der Karte des Deutschen Bundes auffallen.
Entstanden ist dieser Staat, weil Napoléon bei der Neuordnung Europas ein paar Kaffeetropfen auf die Landkarte gefallen waren und er einen davon versehntlich als neuen Staat einzeichnete (der zweite Tropfen war dann der Staat Reuß jüngere Linie). Die Fürsten von Reuß brachen wirklich alle Rekorde, was die Namensbenennung ihrer Nachfolger betrifft. Alle Söhne, wirklich alle, hießen Heinrich. Dieser Umstand wurde so rigoros durchgezogen, dass bei Auflösung der Monarchie in Reuß 1918 Heinrich XXVII. auf dem Thron saß. Sonst gibt es diese hohen Nummerierungsgrade nur bei Päpsten oder Bayern-München Titeln.
Die Flagge von Reuß wurde später in einem Casting auch als Flagge der Weimarer Republik gelost und ist heute noch die Flagge Deutschlands.
Reuß jüngere Linie
Die Besitzungen des Hauses Reuß jüngerer Linie entstanden, als sich die Brüder Heinrich und Heinrich von Reuß darum stritten, wer den zweiten Kaffeefleck bekommen sollte. Der jüngerer Heinrich setzte sich durch und so wurde dieser Staat Reuß jüngere Linie genannt.
Aufgrund mangelnder Kreativität übernahm der kleine Bruder die Flagge des Großen einfach und stellte sie quer, damit man die beiden Staaten nicht verwechselte. Aber irgendwie sieht die Flagge doch einem anderen Staat zum wewechseln ähnlich...
Ansonsten war auch Reuß jüngere Linie etwa so interessant wie die jetzt folgenden Staaten. Wenn Sie es überhaupt geschafft haben, sich bis hierher alles durchzulesen, sind Sie schon richtig gut.
Schaumburg-Lippe
Noch ein Fürstentum im Deutschen Bund, und damit noch ein Fürstentum zuviel im Deutschen Bund. Schaumburg-Lippe war einer von jenen Staaten, die ebenfalls dachten, dass sie mit möglichst vielen Doppel- und Trippelnamen mehr Aufmerksamkeit auf sich lenken würden.
Das stimmt nur bedingt, denn die einzige Aufmerksamkeit, die diese Staaten bekamen, war die von verzweifelten Kartographen, die nach zahllosen Versuchen, eine geopolitisch korrekte Deutschlandkarte zu zeichnen, völlig fertig aufgeben mussten und das Gebiet einfach als unentdeckt oder nicht kartographiert in den Atlas eintrugen. Eine nicht unerhebliche Rolle spielte dabei die Größe der Staaten; sie waren so klein, dass sie einem einfach nicht auffiehlen. Bismarck z.B. bemerkte die Existenz Schaumburg-Lippes deswegen nicht, weil der Sockel eines, die Kompanie in Minden darstellenden, Zinnsoldaten auf der Strategiekarte das gesamte Staatsgebiet einfach verdeckte.
Schwarzburg-Rudolstadt
Wieder mal zwei Geschwister, die einfach nicht voneinander lassen konnten und sich deshalb einfach alles teilten. Also die Flagge, den Namen, die Uniformen für die Soldaten und Schildwachen, also einfach alles, was man eigentlich braucht, um Staaten dieser Größe überhaupt auseinander zu halten.
Politisch kann man sich eigentlich wundern, dass es hier überhaupt ein Parlament gab; bei der Einwohnerzahl müsste dieses Parlament aus der Hälfte der Leute bestehen, um überhaupt entscheidungsfähig zu sein.
Schwarzburg-Sondershausen
Schwarzburg-Sondershausen war ein bisschen sonderbar und bekam deswegen diesen dämlichen Titel. Was soll man sonst noch sagen, alles andere ist nicht interessant, nicht lustig oder sonst irgendwas nicht. Daher lohnt es sich auch nicht, darüber zu berichten. Fakt ist jedoch, dass es tatsächlich Leute gibt, die komplette Wikipediaartikel über diese Staaten schreiben. Ich schaff wirklich grad' mal ein paar Zeilen.
Waldeck
Waldeck, das letzte Fürstentum im Deutschen Bund. Auch dieser Fürst hatte nicht die nötige Kreativität, sich selber eine Flagge auszudenken. Doch immerhin hat es die Dynastie von Waldeck ihre Herrschaft bis heute zu erhalten. Natürlich herrschen sie nicht in Deutschland, aber eine Tochter hat es immerhin zur Königin der Niederlande gebracht und im Bezug auf die kleinen Waldeck'schen Besitzungen ist das schon eine gewaltige Verbesserung.
Hessen-Homburg
Um alle Ausländer völlig zu verwirren gab es noch ein drittes Hessen im Deutschen Bund. Dieser Staat konnte nur unter dubiosen Umständen gegründet worden sein, wie sonst käme jemand auf die Idee ein Grafschaft mit der Einwohnerzahl einer mecklenburg-vorpommer'schen Kleinstadt zum Staat zu machen.
Die Situation ist vergleichbar mit folgendem Szenario: Man stelle sich vor, Bürgermeister Wöller aus Um Himmels Willen würde sein Kaff zum Staat machen und dann reist Guido Westerwelle an, um diplomatische Beziehungen aufzunehmen. So oder so ähnlich ist der politische Status von Ländern wie Hessen-Homburg. Sie existieren einfach weil irgendein unwichtiger Schlossbesitzer einen Vetter hatte, der zufällig einen wichtigen Diplomaten kannte, der am Wiener Kongress teilnahm. Zack!, hat man seinen eigenen Staat.
Frankfurt
Frankfurt war die wichtigste Stadt im Deutschen Bund, denn hier tagte die Bundesversammlung. Wo früher angeregt über Politik debattiert wurde, ist heute der Sitz der wichtigsten Banken; Frankfurt hat sich seinen Status als wichtigste Stadt Deutschlands also beibehalten.
Mit ihrem Standpunkt fast in der Mitte Deutschlands hatte Franfurt natürlich auch die beste Lage im Deutschen Bund. Es lag an jeder Handelsstraße, jede Eisenbahnlinie führte durch den Franfurter Bahnhof und jeder Kanal führte durch Frankfurt, die Stadt wurde also stinkreich, ohne dafür irgendwas tun zu müssen.
Bremen
Bremen hatte wie Hamburg den eintscheidenden Vorteil, dass es am Wasser lag. Für Städte wie diese, war es daher fast ohne eigenes Zutun möglich, ziemlich reich zu werden. Denn in einer Zeit ohne Luftbrücken musste früher oder später alles über Wasser transportiert werden. Bremen schlug daraus Kapital, dass es die ersten Dampfschiffe baute, die nicht Gefahr liefen, bei der ersten Welle gleich zu kentern oder nach der Hälfte der Strecke einfach in die Luft zu fliegen, weil der Kessel zu stark angeheizt wurde. So wurde Bremen zum Exporthafen Nummer eins.
Durch den wachsenden Reichtum war Bremen auch in der Lage, territorial zu expandieren. So kauften sie Hannover das kleine Bremerhaven, ab weil es in Bremen ja nicht eh schon genug Wasser gab.
Kulurell war Bremen besonders für seine musikalischen Talente bekannt. Legendär wurden die Bremer Stadtmusikanten, welche neben Bach, Beethoven und Mozart bis heute die Blüte der Deutschen Musikgeschichte darstellen.
Hamburg
Hamburg war noch so eine Freie Stadt im Deutschen Bund. Immerhin hatte Hamburg ein Faible für coole Anglizismen, so nannte sich die Stadt offiziell ab 1819; Freye und Hansestadt Hamburg. Cooler klingt nur noch Freye and Hansetown Hamcastle.
Wie alle anderen Freien Städte, die am Wasser lagen (also drei von vier), wurde auch Hamburg reich, indem es einen Haufen Geld für die Benutzung seiner Häfen verlangte. Doch das gewaltige Wachstum hatte auch seine Grenzen: 1842 verheerte ein gewaltiger Stadtbrand Hamburg. Gegen das Feuer war einfach kein Kraut gewachsen, was aber auch daran liegt, dass die Feuerwehr damals noch etwas komisch war und lieber alle umliegenden Häuser in die Luft sprengte, anstatt das Feuer zu löschen. Villeicht ging auch deswegen 1/4 der ganzen Stadt kaputt. Kaum mehr als 100 Jahre später brannte Hamburg übrigens noch mal ab.
Lübeck
Lübeck war die letzte Freie Stadt im Deutschen Bund und unterschied sich in nichts von seinen hanseatischen Kumpels. Diese teilten sich nämlich ihre Botschafter im Ausland und taten so, als wären sie die besten Freunde. Nach innen jedoch herrschte ein knallharter Konkurrenzkampf darum, wer mehr Schiffe in seinen Hafen locken konnte, um dann dort horende Zölle für den Ankerplatz zu verlangen.
Bei der Revolution von 1848 war Lübeck ein ziemlicher Spielverderber. Weil sich die Stadt schon vorher eine demokratische Verfassung gegeben hatte, gab es leider nichts, wogegen man protestieren konnte. Lübeck überstand so das Jahr 1848 ziemlich unbeschadet. Wie langweilig!
Fazit
Nun gut, was bleibt noch zu sagen? Eigentlich nicht mehr viel. Der Deutsche Bund war in erster Linie eine Ansammlung nerviger Grenzen, unnötiger Schlagbäume und zu vieler Hauptstädte. Doch wenn wir genau hinschauen merken wir, trotz anderer Grenzen und eines anderen politischen Systems finden wir uns dort irgendwie wieder. In uns allen steckt ein bisschen Biedermeierlichkeit, der Wunsch die Politik einfach mal Politik sein zu lassen, uns in unserem Ohrensessel zurückzulehen, eine Meerschaumpfeife zu rauchen und das Gefühl zu haben, dass die Probleme dieser Welt uns nichts angehen. Unter diesem Gesichtspunkt kann man sagen: Eigentlich hat sich gar nicht viel verändert.