Diverses:Hitler-Tagebücher
Erleben Sie seine Kindheit und Sturm- und (Harn-)Drangzeit.
Seien Sie dabei, als Adolf sein erstes Mal hatte.
Ergründen Sie, wieso er auf Schäferhunde stand und wieso er mit bloß einem Hoden fast die Weltherrschaft erreichen konnte.
Demnächst auch auf DVD und Braun-ray™.
„ | Öch bön dörrr Föhrrrerrr! | “ | Hitler nach seiner Ernennung zum Reichskanzler |
Der junge Adolf Hitler begann kurz nachdem er schreiben gelernt hatte, mit dem Verfassen eines ausführlichen Tagebuchs, das er zeitlebens fortführte. Ob als arbeitsloser Maler, Soldat, Politiker oder Führer - sein Tagebuch begleitete ihn auf seinem Lebensweg bis in den Bunker nach Berlin. Stupidedia präsentiert Einblicke in das Privatleben des Mannes, der das 20. Jahrhundert prägte, wie wohl sonst nur Gandhi, Albert Einstein oder Lothar Matthäus.
Am 3. Mai 1945 stürzten in Börmersdorf in Sachsen drei Junkers Ju 352 in den Acker. Abgeschossen von russischen Kampfflugzeugen beherbergten sie einige Stahlkisten mit brisantem Inhalt. Hitler hatte seine persönlichen Aufzeichnungen und einige Zeichnungen, Bilder, Fotos und andere persönliche Dinge sowie Blondis Lieblingshalsband in die "Alpenfestung" Berghof bringen lassen wollen. Als sich das Feuer gelegt hatte, entdeckten die Ortsbewohner neben den verkohlten Leichen der Besatzung diese Kisten. Nachdem die rote Armee Börnersdorf überrannt hatte, verschwand die Spur der Kisten zunächst für einige Jahrzehnte.
Ein findiger Redakteur eines hamburger Nachrichtenmagazins (Stern) spürte die Kisten in der DDR auf und machte somit eine sensationelle Entdeckung. Für sprichtwörtlich einen Apfel und ein Ei (in Wahrheit 4 Päckchen Jacobs Krönung und zwei Kisten Bananen) kaufte er die Hitlerstücke dem örtlichen Bürgermeister und SED-Funktionär Gunnär Strielke ab. Die Weltpresse war begeistert. Ein Mediensturm setzte ein. Nach zwischenzeitlichen Zweifeln ob der Echtheit der Tagebücher konnten Experten aus dem Wikipedia-Team bestätigen, das es sich mit echtester Echtheit um die Kladden des Führers handeln.
Hier nun die 1. Auflage der Bücher, erschienen 1986 beim Axel-Springer-Verlag, gebunden in Meerschweinchenleder und mit Goldschnitt.
Es werden noch ein Bildband mit Fotos und Gemälden des "Gröfaz" und eine Best-Of-CD "Ein Strauss bunter Melodien des 3. Reichs" folgen.
|
20. August 1895(Fragment auf Papierstück)
I Lährn lääsen unt schraiben.
25. Dezember 1900
Mein liebes Tagebuch,
heuer habe ich Dich von meiner geliebten Frau Mutter geschenkt bekommen. Denn heuer ist Weihnachten. Dazu bekam ich einen Bleistift, einen Zinnsoldat und einen Apfel. Von Vater bekam ich eine Tracht Prügel mit dem Lederriemen, so wie immer. Meine Schwester Paula bekam das gleiche Geschenk von ihm. Ich finde, er ist ziemlich einfallslos – immer das gleiche jedes Jahr...
Es ist schön jemand zu haben, dem man sein ganzes Leben anvertrauen kann. Ich denke, ich werde dich führen, bis ich irgendwann sterben werde. Ich hoffe, das ist noch lange hin, denn ich möchte noch viel erleben. Letzte Woche war ich mit meiner Mutter in der Stadt unterwegs. Du musst wissen, ich gehe jetzt auf die Realschule hier in Linz. Früher auf der Volksschule hat es mir besser gefallen. In der Stadt haben wir den Herrn Lehrer getroffen. Er hat meiner Frau Mutter gesagt, das ich sehr schlecht in der Schule sei und das er bis Jänner warten will, ob ich mich verbessern würde. Ansonsten müsste ich die fünfte Klasse wiederholen. Meine Frau Mutter hat gesagt, wir sollen dem Herrn Vater nichts davon sagen, sonst würde er wieder so böse. Er schimpft dann immer und brüllt „Aaaadolf, Du bringst mich noch ins Grab!“
Ich mag halt das Rechnen und das Schreiben nicht so. Ich mache so viele Rechtschreibfähläär, sagt der Herr Lehrer. Schreibe immer alles ohne ß. Ich mag halt SS viel lieber. Ausserdem mache ich nicht gerne was andere mir sagen. Werde wohl nie ein grosser Diktator, oder wie heisst der Mann, der anderen sagt was sie schreiben sollen. Dafür mag ich das Malen und Zeichnen. Vielleicht werde ich mal ein guter Maler, wenn ich gross bin. Ich male gerne Häuser. Und Naturkunde mag ich. Besonders mag ich Ameisen. Da gibt es eine Ameise, auf die alle hören und wenn die sagt, lauft hier hin oder dahin, dann macht der ganze Ameisenstaat das alles.
Freunde habe ich keine seit wir hier in Leonding wohnen. Das sind immerhin drei mehr als früher in Braunau, Passau und Lambach. Irgendwann wird sich jemand finden, mit dem ich ein festes Band der Freundschaft knüpfen kann.
So, jetzt gehe ich zu Bett und Du, mein wertes Tagebuch, wirst die erste Nacht in meinem Nachtkasterl neben meinem Bett verbringen. Hoffentlich mache ich heute Nacht nicht wieder ins Bett...
26. Dezember 1900
Ich lasse die Anrede weg. "Liebes Tagebuch." Ich habe diese Anrede nur genommen, weil ich es in der Schule so gelernt habe. Es ist auf jeden Fall eine unmögliche Anrede. Es ist nicht lieb, denn es ist eine Sache. Ab jetzt werd ich jeden Tag hier rein schreiben. Mache ab jetzt nur noch kurze Sätze. Mein rechter Arm tut schon weh. Was? Heute nichts passiert. Viel gezeichnet. Mit Bleistift den Schnee gemalt. Langweilig. Versucht rauszufinden wer in der Nachbarschaft auch alles kein christliches Weihnachten feiert. Hubers gehen in die Christmette. Mayrhofers auch. Geheimrat Samtling nicht. Der ist aber auch Heide sagt Frau Mutter. Hab nicht verstanden, was ein Geheimrat ist. Frau Mutter sagt, jeder, der in Österreich den Namen des Kaisers fehlerfrei aussprechen kann, sei Geheimrat. Dann verschiedene Aussprachen von FRANZ JOSEPH geübt. Frants Joseeef. Frans Josääf. Alle fehlerfrei. Werde mich ab sofort Geheimrat Hitler nennen. Goldmanns gehen auch nicht in die Kirche und Sterns und Grünbachs auch nicht. Schlomo Grünbach ist von Beruf Rabbiner und deswegen schneidet er Jungen unten alles ab. Das machen die so, erklärt Frau Mutter. Hab nicht verstanden, wieso. Macht doch Spass.
27. Dezember 1900
Anstatt mich Geheimrat Hitler zu nennen gab es zwölf hinten drauf. Kann jetzt noch nicht sitzen. So ein Mist. Verstehe gar nicht, was da falsch war. Aua. Er wird schon seinen Grund haben. Bleib ich halt ein Adolf und kein Geheimrat. Weiss eh net, was das genau ist. Ein Beruf bestimmt nicht. Krankenbesuch bekommen. Stephanie aus der Salzburger Gasse. Eigentlich wollte sie nur den Bleistift wieder haben, den ich gekl mir gestern ausgeliehen habe. Dann ist sie da geblieben - als ich ihr mein blutendes Gesäss gezeigt hab. Sie meinte, es geschehe mir recht. Sie spricht so süss, wenn sie das R rollt.
18. Jänner 1901
Erwischt! Jetzt wird mein Rückmark verkümmern und ich kriege einen schiefen und krummen Rücken und Zitteranfälle. Merken tu ich noch nix. Lass ich aber besser bleiben, sicher ist sicher. Zeichnen gewesen bei Geheimrat Samtling. Er meint das mit dem Rücken ist wissenschaftlich erwiesen. Aber er konnte mir helfen. Werde im Sommer Nachhilfe bei Herrn Geheimrat bekommen, wenn meine Zensur im Rechnen nicht besser wird. "Du wirst noch ganze Völker in den Ruin treiben, wenn Du nicht ordentlich rechnen kannst!" hat meine Frau Mutter gemeint.
20. Februar 1901
Bin entzürnt. Asrael Rosenthal hat mich beklaut. Der doofe Vorhautlose hat mir mein Pausenbrot gestolen. Dann hat er es aufgeklappt und weggeworfen, weil er es nicht fressen kann, weil es nicht koscher sei. Kann doch nichts dafür, das Schweinebraten drauf war und kein kleines Kind. Mutz sagt immer, die Juden essen kleine Kinder. Wenn ich etwas gewachsen bin, dann finde ich raus wo der wohnt und dann gehe ich dahin und werde ihn schlagen. Mit einem Knüppel. Mit einem vergifteten Knüppel. Aus einem Baum mit echt schlechter Laune.
04. April 1901
Wird Zeit das man erfindet die Klo's im Haus einzurichten. Bin gestern abend nach dem zu Bett gehen noch mal raus zum Kacken. War heftig dunkel da heraussen. Habe dann auf dem Häuserln meine Würschtel gelegt. Wollte gerade mit einem Stück der Ilustrirten Zeitung mit dem Bild des Kaisers drauf den Oarsch abwischen, da rutsche ich aus und plumpse in den Abort. Jetzt weiss ich auch, warum es Plumpsklo heisst. Bis heute Nachmittag stand ich bis zum Hals in der Scheisse, bis Paula mich fand. War aber nicht so schlimm. Irgendwie auch angenehm warm und weich. Werde meine Lieblingsfarbe fortan in braun wählen. Ausserdem dadurch ein Tag Schulfrei. Die Geschichte werde ich morgen in der Klasse zum Besten geben.
7. Jänner 1903
Friere mir auf dem Friedhof während des Begräbnisses des Herrn Vaters fast der Oarsch ab. Wieso musste der im Winter ins Gras beissen? Vor lauter Schnee ist hier doch sowieso kein Halm zu finden, verstehe ich nicht. Hauptsache die Prügel hören nun auf. Jetzt ist der Weg frei für mich!
12. Juni 1903
Habe mir heute ein Buch von diesem Karl May gekauft. Das wäre ein Bästzeller sagt mein Buchhändler und der Autor und seine Werke in aller Munde und sehr beliebt. Habe angefangen "Winnetou" zu lesen. Sehr interessante Geschichte. Wenn nur nicht immer diese vielen Indianer wären. Werde die entsprechenden Stellen überspringen.
5. September 1907
Bin nun ein paar Tage in Wien. Habe mir bereits ein paar Kronen hinzuverdient, indem ich auf dem Naschmarkt die Passanten gezeichnet habe. Die waren so begeistert, dass ich mich glatt an der Malerschule eingeschrieben habe. Vielleicht kann ich die Leut dort von meinem Talent überzeugen! Meine Wohnung ist nicht so doll. Miese Aussicht auf einen Hinterhof, und viel zu weit vom Steffl weg. Lieber würde ich auf einer Parkbank schlafen, als weiter in diesem Loch zu hausen. Male die Tage weiter an meiner Bewerbungsmappe. Dauert eben etwas länger als bei einem Politikstudium, so eine Bewerbung.
23. September 1907
Heute habe ich Bescheid bekommen! Endlich durch die Aufnahmeprüfung gelangt! Mein Vorteil war die Arbeitsmappe, die mit freudigen Werken nur so brilliert. Der Professor war besonders begeistert von meinen Hundezeichnungen. So einen schönen Schäferhund habe er noch nie gesehen, meinte er. Ich ja auch nicht. Vielleicht hole ich mir mal einen treuen Gefährten, der mich durch Not und Glück begleitet. Anfang Oktober muss ich mich nochmal an der Akademie melden, um den anderen Anwärtern zu zeigen, wo der Pinsel hängt!
2. Oktober 1907
Das Probezeichnen war eine Katastrophe. Und das, obwohl die Aufgabe perfekt auf mich zugeschnitten war. Das Thema war "Helden und Heldensagen", und eine ideale Gelegenheit, meinem Idol Wagner mit einem Siegfriedsbild die Ehre zu erweisen. Aber diese Banausen von Professoren haben nur über mich gelacht! Meine Pinselführung wäre lachhaft, meinten sie. Pah, ich zeige ihnen schon noch, was eine Führung ist, und wenn mich das noch umbringen sollte!
Habe Mutz die traurige Nachricht mitgeteilt, dass ich wohl noch weiter von Vaters Halbweisenrente zehren muss. Hoffe sie macht sich keine Sorgen. Aber malen werde ich auch weiterhin, koste es was es wolle. Irgendein Laie wird schon für meine Kunst bezahlen.
8. November 1907
Wohne jetzt wieder ein paar Tage bei Mutz. Nicht weil ich Herrn Vaters Nachlass verblasen habe, sondern weil Mutz krank ist. Dieses Schwein Dr. Bloch hats mir in einem Brief mitgeteilt. Bin natürlich sofort zurück nach Linz geeilt, um ihr zur Seite zu stehen. Sie sagt, sie habe einen Krebs und müsse sterben. Ich sag aber dauernd zu ihr, dass so ein Schalentier doch keinen Hitler umbringt.
Bloch hat mich noch dazu geärgert, in dieser traurigen Stunde. Meinte zu mir, dass ein einzelner Hoden nicht normal wäre. Da scheiss ich doch drauf! Ich in meinem Verstand, ich wüsste doch wohl selbst, was normal ist und was nicht! Und er mit seinen jüdisch überteuerten Rechnungen, er ist nicht mehr normal hier! Aber genug davon. Mutz hat immer gesagt, dass meine Aufreger auf andere einschüchternd wirken, und das ist ja wohl kaum nützlich, wenns ums Kontakte knüpfen geht!
22. Dezember 1907
Ich bin tieftraurig. Mutz ist gestern gestorben. Der Doktor meinte, der Krebs habe sie endlich dahingerafft. Ich fragte ihn ob man denn wenigstens das Schalentier mal sehen dürfte, aber er schüttelte nur den Kopf und ging heim. Mieses Schwein, verputzt bestimmt den ganzen Hummer als Weihnachtsschmaus! Oder Hannutahmahl, was auch immer die feiern.
Muss erstmal Paulinchen trösten. Sie kann das noch gar nicht recht verarbeiten. Ich meine, Menschen fallen ja auch nicht einfach so von einem Tag zum Andern um.
Werde nach Weihnachten aber zurück nach Wien gehen, sobald wir die Beerdigungsgeschäfte geführt haben. Einer meiner Cousins hat mich an so einen Bühnenbauer empfohlen. Soll bei dem in die Lehre gehen. Meine Gelegenheit, den Sängeleien Wagners ganz nahe zu sein!
9. März 1908
War gestern bei diesem Bühnenkleisterer. Pappnase. Meinte, ich würde zu detailliert arbeiten, und sagte, das Publikum auf den billigen Plätzen könnte mein Werk nicht erkennen. Pah, wenn ich male, dann nur für die Leut mit vollem Geldsäckel. Hat mit meinen Postkarten und Plakaten auch immer geklappt. Wo wäre ich denn, würde ich meine Arbeiten auf hausgrosse Leinwände malen? Wer soll das bitteschön kaufen? Ein Wanderzirkus? Schonmal einen Wanderzirkus in Wien-Meidling gesehen? Die kommen nur höchstselten vorbei. Und wenn in die Taschen des Grossbürgers nur kleine Postkarten passen, dann werden die des Kleinbürgers wohl auch zu klein sein. Und an denen kann man nichts verdienen, die können nur für einen die Drecksarbeit erledigen. Aber auch dafür braucht man erstmal genug Drecksarbeit, die man verteilen kann.
20. Juli 1908
Habe nun wieder angefangen, für eine Mappe zu malen. Man kanns ja nochmal versuchen, hab ich mir gesagt. Bin vielleicht zu voreilig gewesen, mit meinem Blitzauftritt bei der Akademie. Diesen Herbst ist wieder Einschreibetermin. Dann kann ich nochmal brillieren, und zeigen, wie sehr ich mich verbessert habe. "Wer stillsteht, kommt nicht weiter!", hat mein Oheim immer gesagt. Hätt ich mich mal dran gehalten. Werd ich jetzt auch.
3. Oktober 1908
Es ist Herbst und das ist Scheisse. Sie haben mich wieder abgewiesen, diese törichten, intellektlosen Wichtigtuer! Bloss weil sie einen Hut tragen, heisst das noch lange nicht, dass sie unter der Schädeldecke auch genug zum Warmhalten haben. Ich verstehe das nicht. Wie können sie so einen überragenden Schaffer und Kunstmann wie mich einfach niederschmetternd von dannen weisen? Mir bricht eine Welt zusammen.
8. November 1908
Habe mir von meinem Brotgeld einen dieser neuen Schinken vom Buchmarkt gekauft. Die Armanenschaft der Ario-Germanen von Guido von List. Dachte erst, das wär eine dieser Abenteuer-Erzählungen. Sowas wie Moby Dick, oder Robinson Cruseo. Mit Wilden und sowas. Nun ja, über Wilde handelt das Buch auch. Teilweise.
Hab jetzt herausgefunden, dass ich ein Arier bin. Besser als die anderen. Wusste ich schon vorher, aber ich brauch die Bestätigung. Ist ja Wissenschaftler, dieser von List.
Hab mir gleich einen zweiten Wälzer gekauft. Man muss ja was zu tun haben, während man über ignorante Kunstprofessoren zetert. Hat der Bürgermeister Lügner Luger Lugner Lueger geschrieben. Der sagt ja schon im Wahlkampf, das man die Juden rauswerfen soll. Ist mir vorher garnicht aufgefallen, dass die doch ziemlich stinken. Und geizig sind sie obendrein! Und sie vermehren sich wie die Rammler. Und das, nur um die deutsche Rasse zu unterwerfen. Famos, diese Erkenntnis. Wahrlich, wenn man des Lesens mächtig ist, hat man die Macht des Wissens!
Gestern war ich wieder in der Oper. Eigentlich vielmehr darunter. In der Kanalisation. Von dort hat man eine perfekte Klangbeschallung durch die Bühnendielen. Wagners Götterdämmerung. Wie zauberhaft. In mir kribbelts, während der bombastreichen Arien, oder den tosenden, stampfenden Schritten der tanzenden, übergewichtigen Solistinnen, im 3. Aufgang.
2. August 1914
Komme gerade vom Odeonsplatz. Dort war Grossdemonstration, die den Sieg des Reiches forderte. Tausende Männer anwesend. Bin immer noch geknickt, das die hochnäsigen Österreich-ungarischen k.u.k.-Banausen mich als wehruntüchtig eingestuft haben. Als ob es beim Kampf auf den zweiten Hoden ankommt... Werde mich mal bei den Bayern hier bewerben. Die werden sicher erkennen, dass ich etwas drauf habe. Bin eine Führungspersönlichkeit.
14. August 1914
So, war heute bei der Musterung in der Kaserne. Der Stabsarzt hat mich untersucht und mich wehrfähig geschrieben. Habe ihn aber trotzdem auf meinen Makel hingewiesen. Das Abtasten war etwas eigenartig aber auch irgendwie schön. Muss zukünftig drauf achten kein Latterl mehr dabei zu bekommen. Der meinte nur "Des is fei net wichtig. Sollst ja net fück'n sondern schieas'n". Ausserdem hat er gesagt, ich sei Rechtsträger. Jawoll! Recht hat er! Werde ihm morgen als Dank einen Stapel meiner selbstgemalten Postkarten, Motiv: "Nackter Bolschewik tanzt zu entarteter Negermusik vor dem Stephansdom", als Dank überlassen.
16. August 1914
Rückte heute in die Kaserne ein. Kameraden lachen, das ich ein Tagebuch hier abends in der Stube führe. Machen Witze und sagen, ich sei ein Mädel, das Poesie-Alben schreibe und nennen mich fortan nur noch Adolfine. Mir egal. Du bist ein Dokument, das eines Tages sehr wichtig sein wird, wenn ich ein grosser Maler sein werde. Habe denen das gesagt, so! Soll die Stube anstreichen, dann hätte ich was zu malen und dem Vaterland gedient. Die meiden mich sowieso weil ich kein Deutscher bin. Hasse meine österreichische Staatsabkunft. Wenn ich könnte würde ich dieses Land auslöschen. Will lieber Deutscher sein. Hoffentlich merken sie nicht, das ich manchmal einnässe, dann ist es mit der Stimmung ganz aus. Werde meinen Waffenrock des Nachts unterlegen. Der saugt auf.
3. März 1915
Bin immer noch beim Reserve-Infanterie-Regiment 16 als Meldegänger eingesetzt. Immer nur Botengänge und Rumlatschen. Nie mal was Spannendes. Wie soll ich da aufsteigen hier in dem Laden. Sehe es schon kommen, dass der Krieg aus ist und ich immer noch Gefreiter bin. Verstehe die Generalität nicht. Erkennen die nicht meine Fähigkeiten? Mit mir an der Spitze würden wir den Krieg Nullkommanix gewinnen. Seis drum. Dann wird wohl nichts mit der militärischen Karriere. Muss es wohl mit der Politischen versuchen. Dabei bin ich so ein guter Stratege. Wenn nicht sogar ein guter Feldherr. Vielleicht sogar der grösste Feldherr aller Zeiten Die Zeit wird es sicher weisen.
4. August 1917
Habe heute morgen nach dem Frühstück im Schützengraben das Eiserne Kreuz 1. Klasse erhalten. Freude hielt nur bis Mittags. Bin sehr enttäuscht. Man darf damit nicht kostenlos in der ersten Klasse mit der Eisenbahn fahren. Scheiss Reichswehr. Wollte es nachmittags in einer Kampfpause mit einem Thommy gegen eine Dose Corned Beef eintauschen. Wollte es auch nicht haben. Scheiss Thommys.
15. Oktober 1918
Heute früh Einlieferung ins Reservelazarett in Pasewalk. Nie vorher gehört, das Kaff. Die Deppen von der Feldambulanz scheinen den Trick mit der Senfglasvergiftung geglaubt zu haben. Na gut, spiele ich halt hier den Blinden und schreibe meine Aufzeichungen des Nachts unter der Decke im Schein der Wundbrandlampe. Eigentlich schönes Leben hier, besser als im Schützengraben. Neben mir liegt ein fettes Schwein namens Göring. Jagdflieger, wie er aussagt. Kann ich mir nicht vorstellen. Sowas passt doch nicht in die Kanzel. Der ist bestimmt ein Hochstapler und niemals bei der Fliegertruppe. Der furzt höchstens Luftschiffe prall. Weshalb liegt der eigentlich hier? Nervt mich mit ständigem Fliegerlatein und damit, dass er mir regelmässig den Nachtischspudding wegfrisst und mir meine Morphiumspritzen klaut. Meint wohl ich wäre blind! Oarsch!
11. November 1918
Das gibt es doch nicht. Diese Novemberverbrecher haben in Franzland die Kapitulation unterschrieben. Wie ich diese Emporkömmlinge kenne, haben die bestimmt nicht das Kleingedruckte gelesen. Das wird mir was Schönes geben...
Und der Feigling von Kaiser ist gestern nach Holland exiliert. Was sind das alles für Versager?! Muss ich denen mal zeigen, wie man das macht? Und was mache ich? Ich liege hier im Spital auf der faulen Haut. Das muss anders werden! Werde diesen Franzosen, Engländern und dem Finanzjudentum aus den U.S.A. zeigen, was eine Harke ist. Habe mir heute morgen beim Spaziergang im Park eine beim Gärtner besorgt.
12. September 1919
Komme gerade von einer Versammlung aus dem Sterndecker Bräu. Hitzige Diskussion. Vorsitzender Drexler will mich als Mitglied in der DAP haben. Mache dem Schnarchkopp klar, das ich kein Bier trinke. Versehen, DAP ist eine Partei und keine Brauerei. Werde wohl bei denen mitmachen und den Sauhaufen mal aufmischen und vor allem: ein neuer Name!
24. Februar 1920
Habe heute den neuen Namen der Partei verkündet: NSDAP. Klingt gut! Muss mir jetzt nur noch einfallen lassen,
wofür das stehen soll. Vielleicht: Nichtsnutze, Sozialschmarozer, Deppen, Asoziale, Pack.
Besser doch nicht von den Mitgliedern zum Namen inspirieren lassen. Eher an mir orientieren: Niemand scheisst derart abartige Procken.
---> Namen einfallen lassen.
Ausserdem meine 25 Punkte verkündet. Bin ganz stolz auf die. Niemand anderes hat 25 Stück - und das ganz ohne Führerschein!
28. August 1920
Pah, die U.S.A. haben heute das allgemeine Frauenwahlrecht eingeführt. Brauche ich nicht. Wähle mir meine Frauen auch ohne irgendein Recht aus - irgendwann mal.
29. September 1920
Erste Rede in Österreich gehalten. Bin von mir beeindruckt. Nehme mir vor, das nächste Mal drauf zu achten, Zuhörer zu haben.
29. Juli 1921
Endlich Vorsitzender der NSDAP geworden. Hat ja lange genug gedauert, meine erste Anweisung als 1. Vorstehender vor knapp einem Jahr umzusetzen, Stühle anzuschaffen.
12. April 1923
Versuchte mich heute als Rennfahrer. Hatte mir eine Karre geliehen und machte mein (Wahl)Kampf(Team) zur Mannschaft. Brauche Geld für meine Wahlkampfkasse. Totaler Reinfall. Wurden Letzter. Gegner hatte andere Taktik. Sollte mein Boxenteam und das Material wohl nicht die ganze Strecke mitschleppen... Ausserdem scheiss Fahrer gehabt. Mache vielleicht doch noch den Führerschein.
1. April 1924
Na toll, bin zu fünf Jahren Festungshaft und 200 Goldmark verurteilt worden. Im Knast nützt mir die Kohle jetzt auch nichts. War ja auch eine Scheissidee mit dem Sauhaufen einen Putsch zu machen. Nächstes mal mache ich das alleine. Zu allem Unglück haben die mich hier in eine Zelle mit dem bekloppten Hess gesteckt. Ich glaube, der ist wirklich verrückt und tut nicht nur so. Entweder der schnarcht die ganze Nacht oder der redet im Schlaf. Ständig fragt er die englische Luftüberwachung nach einer Landeerlaubnis. Es wird noch böse mit ihm enden... Seltsamer Typ. Vater: Zigarettendreher (Marke: Kamel), Mutter: Putzfrau. Wurde in Ägypten geboren, als seine Mutter gerade dabei war, die 300 Stufen der Cheops-Pyramide zu wischen. Sturzgeburt. Der Depp poltert alle Stufen runter. Daher wohl der Schaden und der Drang zum Fliegen. Muss mir den Kerl zu nutze machen. Vermutlich werde ich ihm mein Buch diktieren. Muss noch entscheiden ob Kochbuch oder Strickmuster.
06. November 1925
Hatte heute in Braunschweig ein Treffen mit Genossen Getreuen. Darunter der Neuzugang Joseph Goebbels. Labersack aus dem Rheinland. Hasse Rheinländer mit ihrem beschissenen Singsang-Dialekt. Ausserdem hat er einen Klumpfuss und stinkt nach billigem Schwuchtelparfüm. Entweder schwul (dann verachten) oder notgeil und will so Weiber aufreissen (dann verachten). Hoffentlich muss ich dem nicht mehr begegnen. Strasser hält aber grosse Stücke auf ihn. Als er hört, das ich Tagebuch führe, will er sich einschleimen und berichtet, er führe auch eins seit gut einem Jahr. Ha, der holt mich eh nicht mehr ein! Ausserdem habe er ein Manuskript für einen Roman, an dem er jetzt arbeite: Michelle, ein deutlicher Schakal in Bananenblättern, oder so. Muss ich mir vom Laib Leib halten!
16. Februar 1928
Mein erstes Mal. Kurz, zackig und schnell erledigt. Das nächste Mal dann mit einem Mädel. Danach mit Muck direkt zum Tierarzt.
15. Oktober 1928
Bin in Berchtesgaden angekommen und habe mir das Haus Wachenfeld gemietet. Miete gebe ich beim Nachbarn, dem Gammelsepp, ab. Keine Ahnung wem der Schuppen gehört. Wahrscheinlich einer Industriellenwitwe aus Buxtehude oder so. Naja, mir egal. Werde versuchen das Haus zu kaufen. Wird mir auf die Dauer dann zu teuer mit der Miete. Gefällt mir hier. Saubere Luft, gute Aussicht und keine Rheinländer.
18. Februar 1929
Heute Fototermin bei Hoffmann für neue Autogrammkarten. Die Alten gehen mir aus und kommen nicht so an. Hat neuen Lehrling. Eva heisst sie. 17 Jahre, Rasseweib, Jungfrau (hat also keine Ahnung von vollständiger Eieranzahl - ideal!). Will unbedingt mehr von diesem Mädel. Biete ihr 200 Mark für spezielles Erinnerungsfoto. Ist dazu bereit und Hoffmann macht gleich eine ganze Serie. Suche mir das Beste aus und trage es fortan in meiner Brieftasche. Will sie wiedersehen. Ein süsser Fratz.
13. Mai 1931
Miese Stimmung. Schlecht gegessen. Ganzen Tag bedrückt, nachdem ich Extrablatt gelesen habe, dass 1936 olympische Spiele nach Berlin vergeben wurden. Wieso nicht München? Wieso nicht Nürnberg? Immer Berlin. Dreckskaff. Sollte man mal umbauen. Irgendwie weltstädtischer. Germanisieren. Was ist das Olympia eigentlich? Muss mich mal informieren. Die kommen glaub ich aus allen Ländern, auch aus Afrika und rennen dann. Na sollen die Preussen doch den Neger und den Jud beherrbergen müssen. Immerhin ein guter Aspekt, Wiedergutmachung für ausgefallene Spiele 1916. Hätt ich eh nicht hin gekonnt, war an der Front. Muss 1936 mal nach Berlin reisen und da eine Rede halten. Hoffentlich denk ich dran.
27. Februar 1932
Heute Veranstaltung im Sportpalast in Berlin. War gut in Form. Muss aber an meinen Gitarrensoli arbeiten. Vorgruppen: Berchtesgadener Zipfi-Zapfi-Buam und die Obersalzberger. Bormann hatte ein Mädel zur Nachschaufeier eingeladen. Eine gewisse Riefenstahl. Anders als die gewöhnlichen Anhängerinnen. Muss ich fördern, das Kind.
1. März 1932
Endlich Deutscher!!! Die Trottel vom Landtag in Braunschweig haben meinen Antrag angenommen. Bin jetzt dazu noch Landesbeamter im Landeskultur- und Vermessungsamt. Pah, die werden mich da nicht sehen. Müsste dann ja einer geregelten Arbeit nachgehen. Soweit kommts noch! Wenn es wenigstens als Fremdenführer gewesen wäre in dem schönen Braunschweig. Aber so?!
19. Jänner 1933
Heute abend Filmabend mit Hinke-Goebbels und anderen. Sahen Der Rebell mit dem grossartigen Luis Trenker. Die Spitzenleistung. Ein nationalistischer Aufbruch. Ganz grosse Massenszenen ... Bin Feuer und Fett .
|
30. Januar 1933
Wurde heute nach der Mittagspause im Reichstag zum Kanzler ernannt (Es gab Grünkohl mit Pinkel. Mhmm, ich mag Hausmannskost. Nur die Wurst war nicht so gut, glaube ich konvertiere zum Vegetarier). Reichskanzler.... Mist, jetzt habe ich das auch noch an der Backe. Reicht ja nicht, das ich die Trottel aus Partei, SA und SS beschäftigen muss, jetzt darf ich mich auch um das Grossdeutsche Reich kümmern. Und was für Hornochsen als Kabinett! Goebbels hat als erster gratuliert und einen Hofknicks gemacht. Muss ihm das abgewöhnen. Peinlich sowas. Göring hat mal wieder alles verpennt und laut geschnarcht. Hess hat auch nichts mitbekommen und nur in seinen England-Reiseführern geblättert. Röhm konnte mal wieder die Finger nicht bei sich lassen. Habe ihn gleich in die Ecke gesetzt und lasse ihn das Reichsgesetzbuch in Schönschrift abschreiben. 3 Mal. In rosa Tinte. Musste nach der Ernennung unterschreiben. „Reichskanzler des Deutschen Reiches, Adolf Hitler“. Das ist mir auf die Dauer zu lang. Habe sowieso ständig Schmerzen im rechten Arm und kann kaum schreiben. Werde mir den Titel „Föhrer“ zulegen. Eva meint, das schreibt man mit „ü“, aber ich habe gelernt, man schreibt wie man spricht.
16. Februar 1933
Die Arbeit wird mir zu viel. Habe in Braunschweig per Telegramm gekündigt. Kann nicht gleichzeitig Vermessungsdepp und Kanzler sein. Ausserdem kriege ich im Amt hier den Oarsch nachgetragen und muss eigentlich nicht viel machen. Wäre ja paranoid, wenn ich das aufgeben würde.
1. Juni 1933
Anruf von Krupp, er habe aus heiterem Himmel die „Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft“ ins Leben gerufen. Bin entsetzt. Lasse die Fässer zurückgehen. Kenne diese Leute doch nicht und war noch nie in deren Kneipe.
16. Juni 1933
Habe den Schuppen auf dem Obersalzberg gekauft. War ziemlich billig - nachdem ich der Besitzerin mal ordentlich gedroht habe. Obwohl, ich hätte sie gerne mal gemalt... Werde mir das Ding zur Residenz ausbauen lassen und ihn Berghof nennen. Was anderes kann ich mir eh nicht merken, habe sowieso den Kopf jetzt voll mit anderen Dingen. Werde dann da die Diplomaten und das andere Zeug (Staatsoberhäupter, Unterdrückte, Besiegte usw.) empfangen. Dann sehe ich die wenigstens schon im Tal anfahren und kann mich anziehen, bis sie eintreffen. Werde dort eine Nacktkolonie einrichten. Eva schwärmt für die Nudisterei. Ausserdem kommt dann eine Kegelbahn in den Keller, habe keine Lust immer runter nach Berchtesgaden zu fahren, wenn es mich in den Fingern juckt und ich eine Kugel schieben will. Auf dem Grundstück steht auch eine kleine Scheune. Aber warum liegt hier Strom rum? Da kann dann ja Blondi hausen.
10. November 1933
Habe schlechte Laune. Heute war Göring da, der alte Fettsack. Er legte mir einen Vorschlag für einen neuen Orden vor, den ich verleihen soll. Er soll speziell dem Amtsträger des Reichsministers für Luftfahrt verliehen werden. Warum sagt er nicht gleich, das er auf seiner Plautze noch einen freien Fleck entdeckt hat. Hätte ich doch besser den Udet auf den Posten gesetzt. Habe danach einen Befehl an Professor Porsche diktiert. Er soll einen Kraftwagen erfinden, der Platz für zwei Erwachsene und drei Kinder haben soll, eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h erreichen, im Durchschnitt nicht mehr als 7 Liter Kraftstoff auf 100 km verbrauchen und weniger als 1000 Reichsmark kosten soll. Habe eine Zeichnung von mir beigefügt, wie der Wagen aussehen muss. Stromlinienförmig soll er sein, das ist bei den Volksgenossen angesagt. Er soll den Namen KdF-Wagen tragen. Eva meinte, der Name „Käfer“ würde wegen der Form besser passen. Weibisches Geschwätz.
16. März 1934
Die Leute vom Begleitkommando haben mir einen Schäferhund geschenkt. Stammt aus einem Wurf von den Troost's. Ekselänter Hervorragender Architekt!
Trauere immer noch heimlich um meinen treuen alten Muck und bin froh, endlich darüber hinweg kommen zu können. Schönes Tier.
Edler Körperbau. Muskolöse Beine. Reinrassig und vor allem sehr blond (Leider keine blauen Augen). Schon als Welpe so zäh' wie Leder. Und Hart (wie Krupp-Stahl
Chef von Bohlen und Halbach einen hat) im Biss. Werde sie Blondi nennen.
28.November 1934
Himmler lässt mir bestellen, sein Geheimdienst hätte Informationen über meinen Stammbaum gefunden. Habe befohlen diesen fällen und zu Zahnstochern verarbeiten zu lassen. Kann man immer mal brauchen. Geht niemanden was an. Sonst käme noch raus, dass mein Ururgrossvater ein italienischer Jude war. Bin eh schon froh, das ich verdrängt habe, das dieser unseelige Ahn Paolo Fare-Pipi, der auf ostitalienische Huren und Mohnpizza stand, sich an meine Ururgrossmutter mütterlicherseits herangemacht hat. Mist, jetzt erinnere ich mich wieder!
4. September 1934
In Nürnberg angekommen. Ab morgen bis zum 10. Reichsparteitag abhalten. Habe ihn schon mal innerlich vorbei laufen lassen. Wird bestimmt wieder imposant. Diesmal ist die Riefenstahl mit Filmmannschaft anwesend. Dann brauche ich wenigstens nicht so viel notieren, kann schliesslich alles auf Zelluloid nachschauen. Nur das lange Stehen und Reden immer. Und mein rechter Arm tut mir schon bei dem Gedanken an die lange Woche weh. Aber ich muss da durch. Schaffe das aber den Schmerz zu besiegen. Mein Wille wird triumphieren - eigentlich kein schlechter Titel für den Film...
24. Januar 1935
Habe den SS-Schnösel Linge zu meinem persönlichen Sklaven Diener gewählt. Erstens kann ich ihn mit "Linge bringen Sie mir Dinge" aufziehen (ich weiss, bin heute albern) und zweitens bindet er mir die Schnürsenkel zu ohne sich anmerken zu lassen, wie ihn meine übelst stinkenden Füsse anekeln. Daneben kann er mir den Schlüpfer anlegen, ohne das es kitzelt! Wenn er sich weiter so bewährt werde ich ihn belohnen. Werde ihm wohl erlauben, in meiner Abwesenheit Blondi die Analdrüse ausdrücken zu dürfen.
16. März 1935
Linge los geschickt. Soll mir eine Pistole kaufen. Bin mir nicht sicher, ob ich nicht auch eine haben sollte, wenn ich das Reich aufrüste. Wie sieht das aus wenn der Obermufti dann im Pazifistenkostüm auftritt. Will eine Walter PPK haben. Klein, handlich und passt auch in meine Handtasche zum Kleinen Schwarzen.
17. März 1935
Linge hat im KaDeWe eine Walther PPK 7,65 mm bekommen. Seriennummer 803157. Aber kann ich mir sowieso nicht merken. Werde mir "Führer's Bleispritze" oder "Adolfs Taschenkanone" eingravieren lassen, damit die Heinis hier in der Kanzlei das Ding nicht als Andenken auf dem Trödelmarkt verhökern. Die Wumme passt zwar in meine Handtasche, aber das Teil sei zu schwer hat sich der kleine Schwarze beschwert. Habe den Afrikaner gefeuert. Scheiss Gastarbeiter. Das hört mir demnächst auf mit denen. Soll sich doch Mussolini um die kümmern.
24. März 1935
Erpresserbrief von meinem Halbaffenneffen (obwohl, -affe passt auch) William Patrick erhalten. Er ist nach Deutschland gekommen und will Karriere machen. Warum hat Alois auch so einen Spross in die Welt gesetzt?! Wenn ich ihm keine Stelle bei Opel besorge und ihm 10.000 Reichsmark schicke will er die peinliche Geschichte mit meinem italienischen Vorfahren der Presse ausplaudern. Werde wohl nachgeben müssen. Die ganze Mischpoke Sippschaft kann mich mal hakenkreuzweise am Oarsch lecken. Aber diese irische Mistfliege ist mein widerlichster Verwandter.
16. April 1935
Bin guter Dinge. Die Idee, das der Führer Patenschaften ab dem 7. Kind übernimmt ist eine gute Sache. Von wem war die Idee noch gleich? Heute Post von Marliese Fritzl aus Amstetten in Österreich erhalten mit der Bitte, den Patenonkel für ihren kleinen Josef zu machen. Der Wonneproppen sei seit 09. April auf der Welt und sehr interessiert. Besonders sei sein inniges und liebevolles Verhältnis zu seinen Geschwistern und der restlichen Verwandtschaft auffallend. Musste das vorerst ablehnen. Als Reichskanzler kann ich das nicht für österreichische Kinder machen. Sollte vielleicht diesen Drecksstaat einfach auslöschen. Mag den eh nicht mehr seit der Geschichte mit meiner Musterung... Wenn ich dann die Alpen heim ins Reich geholt habe, dann werde ich der Onkel Adi für den kleinen Fritzl sein (fühle mich ihm auf seltsame Weise verbunden, hat wohl den gleichen Charakter wie sein zukünftiger SPatenonkel!) Na, wenn dann nichts aus dem wird, dann weiss ich es auch nicht!
08. Mai 1935
War gestern mal wieder alleine inkocknitto verkleidet in Berlin unterwegs. In Stöckelschuhen läuft es sich unbequem. Verbieten. War nur das kleine Begleitkommando (160 Mann) dabei. Konnte dadurch unerkannt durch die Reichshauptstand spazieren. Habe Blondi nicht mitgenommen. Habe ihr und Allen aus dem Umfeld profühlacktisch vorsorglich Hausarest erteilt. Wird mir noch nachträglich einfallen wofür.
Erstaunliches Treffen im Tiergarten. Da stand ein Kerl mit einem toten Tier auf dem Kopf. Bin ganz neidisch auf diese schöne Kopfbedeckung. Jetzt wird mir auch klar warum ich am 21. April keine Eier hatte Geschenke bekommen habe.
02. Juni 1935
Habe befohlen in Peenemünde/Usedom eine Heeresversuchsanstalt zu bauen. Soll gewaltig werden. Dort sollen Raketentechnik und der Kram erforscht werden. Habe den jungen Wernher von Braun kennengelernt. Der will unbedingt den Raumflug erfinden und nervt mit ständigen Anfragen bei mir. Habe mich mit Himmler beraten. Eigentlich verurteile ich den Spinner mit seinem Okkultismus und seinem Faible seiner Vorliebe für Hexenkult und -verbrennungen und dem Mist. Habe von ihm erfahren, dass es den allwissenden Mann im Mond gibt und er deutsch spricht. Bin restlos begeistert. Von Braun soll schnell eine Rakete bauen, damit ich zum Mondmann reisen und ihn ausfragen kann. Mit diesem Wissen bin ich dann Herrscher der Welt. Dann lasse ich den Kerl kaltmachen und bin auch der Herrscher des Mondes. Vielleicht sogar des Weltalls. Eva meint, der kennt bestimmt die Lotteriezahlen. Weibischer Unfug. Wenn ich es sage, gewinne ich jede Woche bei der Lotterie! Bin schliesslich der Führer. Wann begreift das Weib das endlich?!! Tracht Prügel durch Linge ausführen lassen.
Hoffentlich hat mich der Himmler nicht veroarscht.
12. Oktober 1935
Heute Geheimlieferung angekommen. Habe 20 neue Matratzen bestellt. Kamen mit getarntem Opel Blitz, wie befohlen. Schade, habe vorgeschlagen eine unverfängliche Aufschrift wie z.B. Konditorei Müller oder so als Tarnung zu verwenden. Irgendein Spinner hat den Laster mit Tarnnetzen vollgehängt - mitten in der Stadt. Hat wohl zum Glück keiner gemerkt. Diese bekloppten Buletten-Berliner merken eh nix. Zur Sicherheit zusätzlich auf Bormanns Namen bestellt. Hat keiner gemerkt. Weiss eh keiner wie der aussieht.
Morell ist ein Stümper. Von wegen, gegen Einnässen des Nachts helfen seine Spritzen. 3 Wochen kein Nachtischspudding, wird ihm eine Leere Lehre sein!
Was mache ich nur mit den alten? Kann mich ja nicht ständig rausreden, Blondi hätte mir aufs Bett gepisst. Werde vermutlich heute Nacht die alten Matratzen im Park verbrennen. Ist immer gut, ein paar Kanister Benzin da zu haben. Werde Kempka befehlen bis auf anders lautenden Befehl stets 10 Kanister zu horten. Man weiss ja nie.
6. Mai 1936
Habe heute Luftschiff Hindenburg nach U.S.A. geschickt. Wenn das Ding schnell ankommt, mächtig Propaganda. Luftschiffe sind imposant. Riesige phallische Form. Seniere beim Monolog am Abendtisch über die Ausmasse und Form und komme auf die Idee, das Ding nach mir zu benennen, wegen der Parallelen. Eva und Dr. Morell prusten laut lachend los. Linge grinst sich eins. 3 Wochen Stubenarrest erteilt. Saubande!
1. August 1936
Habe heute Olympische Spiele eröffnet. Bin sehr stolz auf das schöne Stadion, das zahllose arbeitslose Volksgenossen da in den märkischen Sand gesetzt haben. Die können ja nicht dauernd Autobahnen bauen, sonst fällt dem Volk ja auf, das unsere Wirtschaft nur Panzer und keine KdF-Wagen baut. Hat Speer gut hinbekommen. Eva findet, die Wege zum Klo sind zu lang. Ändern. Keinen Sinn für Gigantismus, diese Frau... Trotzdem ändern. Vielleicht darf ich mal ran. Bin gespannt, wie oft ich mich bei diesen Spielen verpissen muss, um keinem Mohr, der beim Laufen gewonnen hat, gratulieren zu müssen. Dann müsste ich ja auch zugeben, das ich die reichsweit grösste Jazz-Plattensammlung auf dem Berghof habe. In alten Aufzeichnungen gefunden, dass ich olympische Spiele besuchen wollte. Abgehakt. Muss aber morgen nochmal hin. Laufwettbewerbe. Mal gucken, ob die Überlegenheit der arischen Rasse sofort klar wird. Hoffe ja nicht, dass ich eine Medaille um einen Mohrenkopf hängen muss. Dann verpiss ich mich aufs Klo und gut ist.
2. August 1936
Langeweile. Wieder bei olympischen Spielen vorbei geschaut. Heute kein Neger gewonnen und musste nicht reden. Guter Tag. So viele Zuschauer, wie auf dem Reichsparteitag. Vielleicht kann man das mal kombinieren? Aber die sind ja so international. Naja, Krieg steht eh aufm Plan und dann erobern wir halt gleich alles. Endsieg. Klingt gut, merken. Führerloge bequem. So eine Loge könnte ich auch in mein Arbeitszimmer in der Reichskanzlei einbauen lassen.
3. August 1936
War heute wieder bei den Spielen und bin sehr guter Dinge. Die Deutschen haben Spitzenleistungen gebracht. Im 350km Querfeld-Einmarschieren haben sie die Polen haushoch geschlagen. Auch die Holländer, Belgier, Franzosen wurden überrannt wie der Blitz - Krieg ich nicht in meinen Kopf, wie man so gut sein kann. Nur die Italiener sind mal wieder weit abgeschlagen, dabei haben die immer so eine grosse Klappe, was sie auf die Beine stellen wollen. Mussten wir mal wieder aushelfen und die Medaillen aus dem Feuer holen.
6. Mai 1937
Heute Hindenburg explodiert. Dachte erst der Präsident, aber der ist ja schon tot. Egal, das Ding erinnert mich nur an die Pimmel-Sache von vor einem Jahr. Habe Morell und Eva auf dem Gang belauscht als die sich über die Nachricht unterhielten. Schnappe "Führers Pariser ist geplatzt" auf, trete blitzschnell hinter dem dicken Plüschvorhang hervor und erteile den beiden zur Salzsäule Erstarrten 6 Wochen Stubenarrest und Wochenschauverbot. Werdet mich noch kennenlernen. Saubande!
4. Oktober 1937
Heute Neuzugänge in der Leibstandarte begutachtet. Dieser Rochus Misch ist ein fleissiger Kerl. Nur telefoniert er mir zu viel. Naja, werde ihn trotzdem in meine persönlichen Dienste (Begleitkommando) übernehmen. Brauche jemand für die Postverteilung und Sonstiges. Wäre natürlich prähdässtiniert ausgezeichnet als Assistenz für meine Skatabende geeignet. Der rechte Arm schmerzt unaufhörlich. Spare ich mir das viele Reden: "Rochus, Misch!"
16. Februar 1938
War heute Abend in der Operette "Die Lustige Witwe" von Lehár. Besonders gefiel mir der junge Holländer Heesters in der Rolle des Grafen Danilo. Der legt sich vielleicht mächtig ins Zeug. Habe mich informiert. Ein Kerl, der viel zu viel raucht und arbeitet. Auch sei er dem Rotwein nicht abgeneigt. Schade, der wird bestimmt nicht alt.
13. März 1938
Endlich, endlich!! Der Drecksstaat hat aufgehört zu existieren! Das wars dann wohl! Ha! Auch der Name soll verschwinden. Werde Ostmark dafür nehmen. Eva meint, das klinge sehr nach Währung. Niedertracht!
17. Juni 1938
Heute sind 3 Mercedes 770 K geliefert worden. Kommen direkt in meinen Fuhrpark. Kempka kriegt auch einen Adjutanten zum Autowaschen. Der Arme kommt sonst nicht mehr damit nach. Schönes Auto. Sehr angenehmes Fahrgefühl. Nachteil: 40 Liter auf 100 km. Egal, wenn wir die Ölquellen im Osten haben, bekommen meine Wagen eine eigene Raffinerie. Da kann ich soviel Spritt rausblasen wie ich will. Dafür kann das Ding 180 km/h fahren. Bei 300 Liter Tankinhalt macht das...
Ziemlich viel. Hasse das Rechnen noch immer. Lasse Speer das mal kalkulieren. Der Fettsack ist neidisch. Er darf das Modell nicht nutzen. Wegen Panzerung wiegt das Gefährt zirka fünf Tonnen. Wenn Goering drin sitzt krachen die Brücken zusammen und man braucht im Winter drei Bergepanzer, wenn er in der Schorfheide damit festsitzen würde. Ist aber auch gut so, wenn er keine Panzerung drin hat. Vielleicht erledigt sich dann das Problem "Fette Sau" mal von alleine. Gibt ja genug Bombenbauer im Reich. Werde ihn noch mehr ärgern, indem ich eines der Autos im Reich verlosen werde und er kriegt's nicht.
20. Juli 1938
Dumme Pute, diese Zarah Leander. Mag zwar ihre Filme sehr, bin aber beleidigt, das sie mich abblitzen lässt. Will mich nicht besuchen kommen. Habe den Berghof extra in Blau-Gelb schmücken und Köttbullar kochen lassen (für mich Kohlbällchen). Nichts zu machen. Soll sie doch, irgendwann wird sie bei mir um Rollen betteln, wenn die Zeit gekommen ist...
30. September 1938
Bin in München und treffe mich mit Mussolini, Göring, Chamberlain und Daladier zum Skat. Die langweiligste Veranstaltung meines Lebens. Nach zwei Stunden fällt mir auf, das man Skat nur zu dritt spielen kann. Der olle Fettsack, der Thommy, der Spaghettifresser und der Baguette-Heini merken natürlich mal wieder nix und fallen aus allen Wolken, als ich denen das beibiege. Uns allen ist das ganz schön peinlich. Niemand soll davon erfahren. Versprechen uns gegenseitig, das das unter uns bleibt. Codewort: Münchener Abkommen.
3. Januar 1939
Telegramm vom Botschafter in den U.S.A. erhalten. Ich bin Mann des Jahres 1938 im Time Magazine. Na toll. Kriege noch nichtmals ein kostenloses Jahresabonnement dafür von denen. Können mich mal!
2. März 1939
Habe eine neue Handgranate in Auftrag gegeben. Die alte Stielhandgranate ist zu unhandlich und es kommen vermehrt Berichte, das einige Soldaten das Ding unsittlich zweckentfremden. Ekelhaft sowas. Wozu habe ich denen einen Klappspaten gekauft...? Bin mir nur über den Namen noch nicht sicher. Bin etwas empfindlich bei diesem Thema. Vielleicht ringe ich mich doch noch zu "Eihandgranate 39" durch. Mal sehen...
10. April 1939
Habe heute meinen Wunschzettel für meinen 50. Geburtstag diktiert. Sonst bekomme ich wieder nur Mist geschenkt. Wenn man sich nicht um Alles selbst kümmert. Überhaupt bin ich missmutig. Der Baulärm oben vom Kehlstein macht mich noch total irre. Habe Bormann heute zu mir bestellt und gefragt, was das soll. Er meinte, das das da oben eine Wetterstation wird und von sehr hoher Wichtigkeit für das Reich sei. Sei's drum. Hoffentlich werden die bald fertig.
20. April 1939
Heute 50 geworden. Bin fast ein Greis. Kein Sack hat sich an meine Liste gehalten. Nur Schrott bekommen. Die werden ihren Führer noch kennenlernen!!! Bormann hat mir heute im Namen der Partei ein Teehaus oben auf dem Kehlstein geschenkt und sich entschuldigt, das er mich "angeschwindelt" habe. Dreiste Lügen sind das!! Habe Freude und Dankbarkeit geheuchelt. Werde mir für diese Frechheit noch etwas für Bormann ausdenken, dieser Lump. Werde anstandshalber mal da hochfahren. Hat zum Glück einen Fahrstuhl. Aber hasse es auf Bergen zu sein.
24. August 1939
Hatte heute Josef aus Russland an der Strippe. War mal wieder sturzbesoffen. Lallte was von einem Vertrag und von wegen „sich-gegenseitig-in-Ruhe-lassen“. Immer diese Wodkaleichen. Habe ihn mit „ja, ja, von mir aus“ abgewimmelt. Mittags Essen in der Kantine in der Neuen Reichskanzlei, werde diese neuartige Körrie-Wurst auch bei der Truppe einführen. Passt in jeden Tornister und schmeckt auch kalt und angeschimmelt noch ganz gut. Danach Spaziergang mit Blondi. Habe einem Jehovas-Jünger einen Wachturm abgekauft. Die Kreuzworträtsel daraus löse ich heute Abend auf dem Klo.
1. September 1939
Habe gestern befohlen den Sender Gleiwitz abzuschalten. Heydrichs Leute haben sich drum gekümmert. Aus dem Volk kamen Beschwerden wegen zu viel Werbung im Programm. Wusste gar nicht, das die da oben in der Ecke auch Radio hören. Muss Kölle-Goebbels bei Gelegenheit mal fragen, ob der Sender Öffentlich-Rechtlich oder Privat war. Stehe die ganze Zeit vor dem Spiegel in meinem Arbeitszimmer in der Kanzlei und studiere die Rede heute im Reichstag ein. Ich bleibe immer an einem Satz hängen „... seit 5:45 Uhr wird zurück geschossen.“ Habe schon 4 mal gesagt „zurück geschissen“- Muss bis zur Radioaufzeichnung besser werden. Morell will mir was spritzen, damit ich mich besser konzentrieren kann. Habe angewiesen heute keine Anrufe von Eva durchstellen zu lassen. Die macht mich mit ihren Vorschlägen für neue Tapeten für den Berghof verrückt. Speer soll sich drum kümmern.
8. November 1939
War heute in München zum Reden. Bürgerbräukeller war rammelvoll. Hat mir viel Freude gemacht. Musste aber leider früher gehen. Sehr schade. Schlechtes Flugwetter und Zug fuhr früher ab. Musste ja wieder zurück nach Berlin. Amtsgeschäfte und Sehnsucht nach Blondi (nicht nach Eva, die geht mir irgendwie auf den Zeiger). Habe per Funk noch Nachricht bekommen, das nach meiner Abfahrt noch viel los war. Bombenstimmung soll geherrscht haben. Alleinunterhalter Elser soll gut gearbeitet haben. War gute Organisation der Feier. Tja, die Gestapo kann man schon was machen lassen. Wusste nicht, das die so clever gerissen sind in der Ausrichtung von Festlichkeiten. Habe Himmler befohlen, seine Leute sollen den Elser direkt angarschieren mal auf Dauer verpflichten. Man kann nie genug gutes Personal haben.
17. März 1940
Befehl an Todt diktiert. Soll mir einen Freizeitpark in Ostpreussen bauen. Habe noch immer Lust selbst Wintersport zu treiben, nachdem ich '36 den Winterspielen von Garmisch beigewohnt habe. Werde mich in Schispringen üben. Erster Bauabschnitt wird meinen Spitznamen tragen: Wolfsschanze.
23. Juni 1940
War heute in Paris. War etwas enttäuschend. Da freut man sich mal auf Land und Leute und was sieht man? Nur Wehrmachtssoldaten! Muss Keitel anweisen, das die ihre Ferien gefälligst in der Heimat machen sollen. Habe deshalb die Parade mir zu Ehren für den 27. Juni absagen lassen. So! Vielleicht fahre ich nochmal hin. Mal sehen.
10. Juli 1940
Der fette Sack geht mir echt auf die Nüsse Nuss. Ständig quengelt er rum, er wolle endlich zu einem jährlich stattfindenden Wettfliegen in Engeland reisen. Gebe mein ohkeh und er machte sich freudestrahlend (über beide Schweinsbäckchen) mit seinen Kumpels vom Kunstflug und -backverein „Luftwaffel e.V.“ auf den Weg. Gebe Göring mit auf den Weg, will ihn vor dem 31. Oktober hier nicht mehr sehen.
24.September 1940
Bin beleidigt. Hatte heute Karten für die Filmpremiere im Ufa-Palast am Zoo. Bin aber sauer auf den Klumpfuss und werde nicht hingehen. Der neue Film, der dort heute gezeigt wird ist ja ganz gut, aber der Titel ist absoluter Schrott. Habe lange mit dem rheinischen Labersack darum gerungen, aber er stellt sich stur. Finde das einfach verniedlichend. Finde keinen Jud süss.
27. September 1940
Heute war Mussolini zum zweiten Frühstück da. War mir ganz Recht das die Olivenglatze reingeschneit ist; hatte so eine langweilige trübe Tasse aus Japan zum Staatsempfang da. Gummibärchen-Wettessen und Mau-Mau. Der Japse gewinnt immer. Bin genervt und sage ihm, er soll sich nach Hause scheren und sich um diese kleinen lächerlichen Autos kümmern, die sie dort seit neuestem bauen. Mussolini, der Vogel, will vermitteln, dabei bauen die in seiner Heimat auch nur so kleine Karren. Beruhige mich erst wieder, als beide auf einem Bierdeckel unterschreiben, das Deutschland die besten Autos mit den stabilsten Achsen baut. Bin besänftigt. Lade beide zum Kampfsaufen ein. Danach Wahrheit-oder-Pflicht. Wieder gewinnt der kleine Gelbe. Verliere und muss als Strafe mit dem Pizzabäcker und dem Sushifresser Brüderschaft trinken. Wir einigen uns im Vollrausch, das jeder von uns die stärksten Achsenmacht.
30. September 1940
Bekomme immer mehr Unmut aus dem Reich zu hören. Wenn das so weiter geht, kippt die Stimmung. Volk ist unzufrieden mit den Molkereilieferungen aus Jugoslavien. Die Butter sei ranzig, Joghurt faul und der Quark sei vielleicht ein Quark. Grenzt ja schon an Sabotage. Rufe Ribbentrop in der Bendlerstrasse an. Nicht da. Wo hängt der wieder rum? Typ vom OKW meint, das sei typisch. Der Jugo tauge nur für Partysahne. Verstehe ich nicht...
15. Oktober 1940
Telegramm aus New York. Botschafter dort war in Kinopremiere. Hatte eigentlich Hausverbot, hat sich aber reingeschmuggelt. Mein Doppelgänger Karl Schaplin hat eine Dokumentation über meinen Aufstieg gemacht. Sei ganz gut gelungen, nur die O-Ton-Szenen seien technisch eine Katastrophe, man verstehe kein Wort. Naja, werde ihn mir bei Hinkebein-Goebbels bestellen und mal ansehen. Bin gespannt. Warte auf Geheimdienst, der Kopie schicken soll.
28. Oktober 1940
Heute Vorführung von "Der grosse Diktator" in meinem Heimkino. Bin entsetzt. Dieser miese Schmierenkomödiant Schaplin trägt meine alten Bärte auf! Ich habe Linge extra angewiesen, die Dinger zu vernichten. Aber nein, was macht der? Der bringt sie zur Altbärtesammlung. Nun gut, im Krieg ist jeder Fetzen wichtig und ich habe befohlen unzählige Altstoffsammlungen zu organisieren. Jetzt haben wir den Salat. Weiss zwar nicht, wie die Dinger in die Staaten gelangt sind, aber man sieht ja was man davon hat. Werde den Film hier verbieten. Kann man von mir aus nach meinem Umzug nach Walhall zeigen, dann muss ich mich nicht mehr schämen...
29. Oktober 1940
Habe Zahnschmerzen. Prof. Blaschke will mir was spritzen. Aber dann kann ich nicht mehr reden. Und heute abend beim Essen steht wieder ein 3 stündiger Monolog an. Muss also warten. Vielleicht morgen, wenn es nicht besser wird.
30. Oktober 1940
Blaschke hat mir was gespritzt. Zahnschmerzen weg, aber betäubter Mund. Kann nicht sprechen. Heute ein Tag frei genommen und Linge zu Fuss runter nach Berchtesgaden geschickt, soll mir Kandiszucker für meinen Zahntee besorgen. Bleibt also den ganzen Tag weg.
Sitze mit Eva in meinen Privaträumen und lege Platten mit Wagners Opern auf. Halte ihr die Wolle, die sie zu Knäueln aufwickelt. Zum Glück sieht das niemand. Bin schliesslich kein Pantoffelheld. Denke in solchen Momenten oft an Mutter...
Was ist eigentlich aus Paula geworden? Muss Frl. Christa mal fragen, ob sie ihr auch immer die Geschenke zum Geburtstag und Weihnachten schickt. Schon praktisch so eine Sekretärin. Und ich habe gleich vier... Ach was, sentimentaler Unsinn.
Wird Zeit das ich wieder was zu Regieren kriege. Ordne morgen extra Grosse Lagebesprechung an. Alle Mann und nicht unter 5 Stunden!
31. Oktober 1940
Gefühlsduselei von gestern macht mir immer noch Gedanken. Habe Befehl an mich selbst diktiert, sowas zu unterlassen und bei Zuwiderhandlung eine Strafe nicht unter 4 Tellern Rindsbrühe ausgesprochen. So, das wird wirken!
|
1. November 1940
Der fette Sack ist wieder da. Hat sich mit den Engländern verkracht und will nicht mehr mit ihnen spielen. Beleidigt ist er von der Insel abgehauen, nur weil die Thommys gewonnen haben und ihm den Pokal nicht geben wollen. Habe Keitel und Jodl befohlen sich drum zu kümmern und den ollen Blumentopf heim in Reich zu holen.
20. Januar 1942
Im Reich nichts Neues.
10. Mai 1941
Habe heute morgen versucht Hess anzurufen. War nicht im Büro und zu Hause erreichbar. Blieb den ganzen Tag verschwunden. Habe ihn von der Truppe suchen lassen ohne Erfolg. Merkwürdig.
11. Mai 1941
Telegramm aus London. Churchill hat sich beschwert, warum wir unsere psychatrischen Patienten jetzt schon per Flugzeug über seinem "Land" abwerfen. Ob das unsere neue Wunderwaffe sei? Die spinnen, die Briten!
12. Mai 1941
Heute wird Telegramm vom Zigarren-Oarsch verständlich. Hess, der Spinner, ist nach England geflogen und dort abgestürzt. England stellt Ultimatum zur Rückholung "unserer Altlasten" von der Insel. Will den Verrückten aber nicht zurück. Sollen sie den doch behalten. Ein Esser weniger hier. Schade um's Flugzeug.
22. Juni 1941
Habe heute vormittag im Kreml angerufen. Josef war beim Mittagessen. Scheiss Zeitverschiebung. Abschaffen! Habe ihm gesagt, dass es mir jetzt langsam reicht. Er soll seine Soldaten von der Westgrenze abziehen. Da stehen Tausende Leute mit Fahrzeugen dumm rum und glotzen nur blöd ins Reich rein. Das wäre ja nicht so fatal. Aber wie habe ich von der Frau Mutter gelernt? "Im Osten geht die Sonne auf, im Süden ist ihr Mittagslauf..." Kein Wunder, das da auf unseren Feldern nichts Gescheites wichsen wachsen kann, wenn der Iwan lange Schatten wirft! Ausserdem besteht bei Ostwind immer Explosionsgefahr wegen den Wodka-Ausdünstungen dieser asiatischen Horden. Habe es ihm lautstark zu verstehen gegeben, schliesslich ist es eine lange Leitung bis nach Moskau. Anschliessend war nur noch ein Klicken in der Leitung zu hören. Aufgelegt! Beleidigte Leberwurst!
Habe Keitl angewiesen, die Wehrmacht soll die Russen ein paar Kilometer landeinwärts schieben, dann hat sich das Schattenproblem erledigt. Wie im Sandkasten hier. Schlimm.
Darf nur nicht vergessen, denen dann zu sagen, wann sie damit aufhören sollen, wenn es gut ist. Sonst latschen die ja weiter bis nach China. Unbedingt dran denken...
18. August 1941
Bin heute abend nach der Grossen Lage ins Balkonzimmer hier in der Neuen Reichskanzlei zum Billard mit Goebbels verabredet. Will mal wieder eine Kugel schieben. Muss diesen fiesen Hinkefuss endlich mal schlagen. Eva hält das nicht für eine gute Idee. Ich könnte "eh nicht gescheid Einlochen" meint sie. Verstehe nicht wie sie drauf kommt, sie hat mich noch nie Billard spielen sehen. Weibsleut'!
28. November 1941
Dieser Al-Husseini, der Mufti von Jerusalem, war heute zum Staatsbesuch da. Lästiger Vogel. Er will unbedingt mit uns gemeinsame Sache machen. Er will sogar eine eigene SS-Division aufbauen und Palästina nur für die Araber haben. Komischer Kasper mit komischem Hut, aber ich mache ihn mir zu nutze, diesen Kameltreiber. Kriegt eine Wohnung hier in Berlin von mir. Muss aber unterschreiben, nie mehr auf den Funkturm zu klettern und dort allmorgentlich zum Gebet zu rufen. Das hört man bis hier her in die Voßstraße.
11. Dezember 1941
Kalter Tag. Finde Gasheizung in meinen Räumlichkeiten zu schwach. Linge muss mir ein heisses Bad einlassen. Bin noch ganz heiser vom Deutschlandliedsingen in der Krolloper. Hätte das nicht anstimmen sollen, nachdem ich den U.S.A. den Krieg erklärt habe. Denke aber, das Roosevelt eh zu doof dafür ist und das nicht kapiert hat. Kann sich das ja von seinem Spezi, der Zigarrentonne aus der Dauningstrieht, erklären lassen, was der Krieg ist.
02. Februar 1941
Sitze am Kamin in der RK und höre meine Lieblingsplatte von Joseph Schmidt. Was für eine Stimme. Schade, ein Jude.
6. Mai 1942
Nachricht von der Aufklärung. Gestern sind die Inselaffen im Norden von Madagaskar gelandet. Mir doch egal. Sollen doch dahin gehen wo der Pfeffer wächst!
17. Mai 1942
Himmler war heute da. Stimmungsbericht aus dem Reich überbracht. Beeindruckt von der Fülle der Informationen. Bin ein bisschen verwundert, das die Reichsführung auch Ziel von Spott und Witzen ist. Aber so ist das nun mal in einer Demokratur wie unserer. Habe mir die besten erzählen lassen. Selten so gelacht. Besonders Parfüm-Goebbels und das fette Schwein kriegen ihr Fett weg (wie passend!). Aber auch der Führer ist ich bin Thema:
Beim Jüngsten Gericht müssen Stalin, Churchill und ich durch einen Sumpf waten. Je mehr einer gelogen hatte, desto mehr wird er einsinken. Churchill sinkt bis zum Knie ein, Stalin bis zum Bauchnabel. Dann komme ich. Ich sinke gar nicht ein. Daraufhin die Zigarrentonne: "Adolf, wie machst du das?" und ich sage:
"Ich steh auf Goebbels."
Ha, den schicke ich der rheinischen Frohnatur zum Geburtstag, dann ärgert er sich wieder!
01. Juni 1942
Goebbels gibt mir wieder eine Reihe von Filmen für mein Heimkino, die ich freigeben soll. Wieso macht das das Hinkebein nicht selbst. Alles bleibt an mir hängen! Eigentlich alles Schrott bis auf Die Grosse Liebe. Netter Streifen. Habe nun einen Ohrwurm. "Davon geht die Welt nicht unter" geht mir nicht mehr aus dem Schädel. Mist.
12. Oktober 1942
Denkschrift vom Speer erhalten. Die Tarnfarbe für Helme gehe aus. Er schlägt eine andere Farbe vor. Lehne entrüstet ab. Niemals werden Soldaten Blaue Helme tragen. Mich tröstet, das die Produktion des Karabiner 43 angelaufen ist. Habe 450.000 Stück bestellt. Sowas kann man nie genug haben. So machen unsere Soldaten an Front und Scheissbude Schiessbude eine gute Figur. Ausserdem macht die Maserung des Schaftes einen schlanken Fuss meint Eva.
30. Jänner 1943
Habe den Fortgang im Projekt "Deutsche Flugzeugträger" beenden lassen. Fixe Idee, die mir Raeder da aufgeschwatzt hat. Zum Glück hat der ja das Handtuch geworfen. Dönitz soll seine U-Boote kriegen. Sind eh viel besser. Scheiss Idee so Flugzeugträger. Wieso haben die Dinger sonst Fahrgestelle, wenn die Flugzeugführer das Ding selbst schleppen sollen? Ausserdem rückt der Fettsack keine Flieger mehr raus. Sagt, er hätte keine übrig. Der bunkert die bestimmt auf Carinhall für nach dem Endsieg, um sie zu verschachern, der Oarsch!
14. März 1943
Bin auf dem Rückflug von Smolensk. Bekloppter Name, ändern. Besuch im Hauptquartier der Heeresgruppe Mitte. War ganz nett. Bin trotzdem beleidigt. Oberst von Tresckow wollte Likörflasche für Verwandte in der Heimat mit mir im Flugzeug transportieren lassen. Ja bin ich denn die Reichspost?!!? Die Führermaschine ist eigentlich nur für den Transport des Führers bestimmt. Dewegen heisst die ja auch so!
Wollte aber nicht so sein und habe mal ein paar Augen zugedrückt. Aber Suff kommt mir nicht in die Kabine. Keine Lust, das sich Linge auf dem Rückflug besäuft und ich mich dann nach der Ankunft selbst auskleiden muss (heisses Bad nehmen, in Russland friert man sich den Oarsch ab). Flasche kam in Frachtraum. Da ist sie gleich auch gekühlt, wenn sie ankommt. Aber das war das letzte Mal!!!
21. März 1943
Habe heute morgen die Terminliste durchgeschaut. Naja, geht ja noch, was heute ansteht. Ausser vielleicht diese russische Waffenausstellung, die eh keinen interessiert, die ich mit Fettsack, Himmler, Scheitel-Keitel und Dönitz besuchen soll. Fürchte, die Stimmung wird dann eh wieder nicht so bombig. Ach was, da laufe ich dann schnell durch und habe dann noch genügend Zeit Morell beim Mau-Mau abzuledern.
30. Mai 1943
Heute Bericht des DNB heraus gekommen. Die Zahl der zerstörten Kulturdenkmäler steige erschreckend an. Vor allem die Kirchen seien in grosser Zahl betroffen. Na und? Die hätte ich sowieso nach dem Endsieg platt machen lassen. Brauche den Platz in den Orten für Parkhäuser für die KdF-Wagen und Monumente unserer Siege. Klerikaler Überfluss.
26. November 1943
Heute Vorführung bei Messerschmitt. Der dreht jetzt auch völlig durch. Seine Me 262 soll das Non-Plus-Ultra sein, dass ich nicht lache!! Soll als Jäger eingesetzt werden. Werde aber befehlen, das die Dinger als Blitzbomber zu nutzen sein sollen. Dann fliegen die des Nachts und der Feind sieht sie nicht. Will uns nicht blamieren. Die Flieger haben noch nicht mals Propeller! Wenn das der Führer wüsste Schwachsinn sowas.
16. Dezember 1943
Termine, Termine. So langsam entartet das zu Arbeit, was die hier von mir verlangen. Zum Glück ist die Modenschau der Wehrmacht abgesagt worden. Irgendwie sind die Uniformen verbrannt. Scheiss Raucher! Da bleibt mir auch dieser widerliche Major von dem Bussche-Streithorst erspart. Muss klären lassen ob er schwul ist. Immer diese Umarmungen von ihm, entsetzlich.
11. Februar 1944
Heute Ersatztermin für Modenschau mit den verbrannten Uniformen vom Dezember. Irgendwie gehören Mode und Schwule zusammen?! Habe von dem Bussche-Streithorst vorsichtshalber versetzen lassen, aber dann erfahre ich, das dieser von Kleist-Schmenzin die Vorführung leiten wird. Auch so jemand, der gern auf Tuchfühlung geht.
11. März 1944
Normaler Tag. Lagebesprechung hier auf dem Berghof. Muss dringend anbauen lassen. Besprechungsraum und -tisch sind inzwischen viel zu klein. Warum muss auch jeder General seine Ordonnanz mitschleppen? Werde nur noch die Generale zu mir lassen, bombige Idee, finde ich. Dann bleibt auch dieser fiese Hauptmann von Breitenbuch draussen. Wieso hat Generalfeldmarschall Ernst Busch einen Ordonnanzoffizier, der so penetrant nach Schweiss stinkt? Da würde man ja selbst 4711-Goebbels nicht mehr herausriechen können, wenn beide zusammen kämen.
07. Juli 1944
Mal wieder Uniformen anschauen. Diesmal auf Schloss Kleßheim. Laaaangweilig. Werde diese Veranstaltungen verbieten und fertig. Bombenstimmung kommt dabei ohnehin nicht auf.
11. Juli 1944
Langweile pur. Heute Vortrag auf dem Berghof. Himmler hat sich verdrückt. Hat der es gut. Redner: von Stauffenberg. Der labert und labert. Würde echt gerne mal wissen, wieso der immer mit so grossem Gepäck zur Sitzung kommt, aber nie was auspackt aus seiner Aktentasche. Dann kann er sie doch gleich zu Hause lassen. Ist vielleicht sein Ersatzteillager drin (dem fehlt ja allerhand: Linkes Auge, rechte Hand und links ein paar Finger). Bin gehässisch, ich weiss.
20. Juli 1944
Heute gabs was bei uns hier in Rastenburg. Weiss zwar noch nicht genau was passiert ist (kann nichts mehr hören) aber irgendwie sind alle hier so aufgekratzt und nervös. Kann mich nur noch erinnern das wir Grosse Lage in der Barake hatten (Labersack von Stauffenberg war auch eingeladen). Dann setzt die Erinnerung aus. Dann weiss ich wieder, wie mir Linge eine neue Hose anzieht. Habe ich mir wieder eingemacht? Lasse ab jetzt die Spargelsuppe sein, die treibt. Kommt sicher wieder, das Gedächtnis und das Gehör.
Einziger Vorteil: Morgen will der Pizzabäcker hier aufschlagen und einen Staatsbesuch abhalten. Kann Mussolini nicht ausstehen. Stinkt immer nach Knoblauch und billigem Kiantie Cianty Chyanti Rotwein, der Itaka. Wenn ich taub bin, muss ich mir sein dummes Geschwätz nicht anhören. Hoffentlich bringt er nicht wieder seine Mandoline mit. Zum Glück haben wir hier keine Balkone. Wenn ich daran denke, wie er anno '35 unter dem Balkon der Reichskanzlei stand und mir Liebesarien sang. Ganz Berlin hat gelacht und ich war blamiert.
1. Jänner 1945
18.00 Uhr aufgestanden. Kater. Nach dem Endsieg dringend Silvester abschaffen. Und Weihnachten mit einem Schlag auch. Dann feiern wir nur noch Hitlers Geburtstag. Ende April ist das Wetter auch besser! Speer schlägt vor dieses Jahr zu meinem Geburtstag ein grosses Modell von Germania auszustellen. Dann sieht die Volksgemeinschaft auch wofür sie die Waffen produzieren. Speer hat nur gute Nachrichten. Märkischer Sand hält! Die grosse Halle wird 1969 pünktlich zu meinem 80. Geburtstag fertig. Erste Pläne für die Eröffnung. Speer versprochen, dass er an dem Tag zu meinem Nachfolger wird. Abends Goebbels zu Besuch. Ich hasse Rheinländer mehr und mehr. Nicht anmerken lassen. Sagt, ich soll nicht so viel Zeit mit Speer verbringen. Pure Eifersucht, nichts weiter.
4. Februar 1945
Bin enttäuscht. Heute beginnt auf der Krim in dem Kaff Jalta (nie gehört) eine Konferenz über die Zukunft Deutschlands. Bin nicht eingeladen und entsprechend beleidigt. ICH!!! bin die Zukunft Deutschlands. So! Vielleicht auch nur ein Tarnname, diese Konferenz. Treffen sich Tabaktonne, Russenkopp und Rolli-Russefeld bestimmt zum Skat und wollen mich nicht dabei haben. Habe die ja auch damals in München abgezogen. Bin halt ein As beim Kartenspiel. Ausser bei Mau-Mau, da ist Eva besser.
04. März 1945
Um 19.00 Uhr aufgestanden. Dr. Brandt diagnostiziert Fensterallergie. Starkes Zittern. Deswegen Umzug in die Bunker der Reichskanzlei. Ohne Fenster gleich wohler. Endlich wieder durchatmen. Neue Möbel bestellt. Lieferengpass - kommen erst Ende September. Nicht schlimm, Geduld ist die Tugend der Könige. Goebbels total am Boden. Köln und "sein" Bad Godesberg heute von den Amis eingenommen. Kann heimliche Freude nicht verbergen, bald das ganze gottverdammte Rheinland los zu sein. Lasse mich zum Spott gegenüber Klumpfuss-Joseph hinreissen: "Ach, machen Sie sich nichts draus, Goebbels. Et kütt wie et kütt".
05. März 1945
Endlich wieder ruhig geschlafen. Eva im Nachbarzimmer. Zufällig Vorhersehung: grosses Schlüsselloch. Vor allem keine Flugzeuggeräusche. Obwohl hat man sich auch schon dran gewöhnen können, die Kanzlei steh in einer Einflugschneise. Fettsack hat mal gesagt, wenn sie übers Reich fliegen, will er Meier heissen. Mit e-i? Oder a-y? Meyer? Ist ja schon ein ferkeliger Name. Mal schauen, wie er reagiert wenn ich ihn Meyer nenne. Grosse Lagebesprechung. OKW ratlos, Tisch zu klein. Grösserer Tisch bestellt. Kommt erst Ende November. Nicht schlimm, Geduld ist die Tugend der Kaiser. Karte in passenderem Massstab bestellt. Keitel sagt, die kommt automatisch. Mit Dönitz telefoniert. Der hat es gut, der sitzt in Kiel und hat eine Uferpromenade. Nach dem Endsieg dringend Urlaub machen! Irgendwas mit Strand. Die Tage mal mit Mussolini telefonieren, Adria soll ja um diese Jahreszeit besonders schön sein. Mit Himmler telefoniert. Klang besoffen, seit wann trinkt der? Labert was von Südamerika und Pauschalreise. An die Adria nehm ich den nicht mit. Der spinnt.
08. März 1945
Manziarly beim Versuch erwischt, mir Truthahnklein als Tofugeschnetzeltes vorzusetzen. Und sowas nennt sich Köchin. Im Mittelalter wäre sie als Alchemistin verbrannt worden. Wann kommt eigentlich Höß mal zu Besuch? Der war lange nicht mehr da. Mit Eva Filmabend gemacht. Kolberg. Irgendwie vermisse ich Marlene immer noch. Aber schlechtes Ende dieses Kolberg. Napoleon verliert. Frag mich, wieso Goebbels solche Filme drehen lässt. Grenzt ja schon an Volksverhetzung. Nachts noch Besuch von Keitel. Kann es sein, dass er inzwischen mehr Lametta hat als der Fettsack? Klar, Keitel hat ja alle Schlachten gewonnen. Aber das Ritterkreuz mit goldenen Schwertern zum eisernen Kreuz erster Klasse hat er noch nicht. Das hat nur Fettsack. Sich selbst verliehen, na gut. Aber er hat es.
19. März 1945
General Steiner hat Besuch abgesagt, Enttäuschung. Hasse Unpünktlichkeit. Sechs Stück Kuchen selber essen müssen. Magenverstimmung, dünner Stuhl. Brechreiz. Hatte mich schon seit Weihnachten auf Steiners Besuch gefreut. Werde ihn erschiessen lassen müssen. Aber keiner weiss, wo er ist. Warten wir auf den Sommer, er kann sich ja nicht ewig verstecken. Die Vorhersehung wird ihn schon zu mir bringen!
22. März 1945
Im Garten der Reichskanzlei an Frontkämpfer Orden verliehen. Bitterkalt. Noch gar kein Wetter um den Tag im Garten zu verbringen. Hätte man mich auch vorwarnen können. Da holt man sich ja wer weiss was. Nach Verleihung und Zitteranfall dann sofort wieder rein. Einfach zu kalt. Vom Wetter her keine gute Idee Deutschland zu führen. Irgendein Negerstaat wäre besser, die bauen auch keine Bomben, die sie Dir unter den Lagetisch legen und so Zeugs. Später am Nachmittag dann Anruf vom Fettsack. Ihm geht es sehr gut, sagt er. War auf Jagdausflug und hat einen 20-Ender geschossen. Es war in jedem Fall ein Glückgriff den Dicken zum Reichsjägermeister zu machen. Auch wenn er inzwischen 104 Titel hat, dieser passt meiner Meinung nach am besten. Nach dem Endsieg haben wir uns zur Elefantenjagd in Tansania verabredet. Nehm ich Eva auch mit. Nee, die bleibt in München in ihrer Wohnung. Ach, die ist ja zerstört worden. Wird die halt wieder aufgebaut. Wo ist eigentlich Speer? Der wollte heute Abend eigentlich noch vorbei gekommen sein. Pack. Unzuverlässiges Pack allesamt. Wo liegt eigentlich Tansania? Tonnenweise Landkarten hier im Bunker, aber keine einzige vom Afrika südlich der Sahara. Gehört nach dem Endsieg ohnehin alles uns. Da kann das zigarrequalmende Arschloch einpacken. Was machen wir eigentlich mit dem? Ein Prozess ist klar. Schauprozess. Leni wird das gut inszenieren für die Wochenschau. Holzvertäfelter Saal. Gut ausgeleuchtet. Berichterstatter aus aller Welt und aus Italien auch. Und Freisl... achnee, der ist ja am 2. Februar gefallen. Egal. Ein Richter wird sich schon finden. Mach ich notfalls selber. Achnee, das wäre albern, wenn ich im Namen des Führers ein Urteil verlese. "In meinem Namen ergeht folgendes Urteil." Warum eigentlich nicht? Machen wir Stalin und dem Thommy zusammen den Prozess. Ja. Das wird in die Geschichte eingehen. Ganz sicher.
20. April 1945
Dieses Jahr auf grosse Geburtstagsfeier verzichtet. Erkältung macht mir immer noch zu schaffen. Schmerzen überall. 56 Jahre. Mann ich werde alt. Kinderbesuche sind ein Graus. Das ewige Bücken und Köpfe streicheln nervt. Gott sei DankDer Vorhersehung sei Dank haben sie heute auf die peinlichen Lagebesprechungen verzichtet. Wird Zeit, dass meine Generäle mal wieder was gewinnen. Wo ist eigentlich Rommel? Den hab ich ja seit dem Herbst nicht mehr gesehen. Vermisse Rommel.
22. April 1945
Eva so bezaubernd. Tolles Weib. Dreimal. Einmal sogar aufm Küchentisch. Blondi daneben. Familie Goebbels zieht bei uns ein. Mit den Kindern, ätzend. Magda ist ja ein Rasseweib. Aber die Brut. Hoffentlich krieg ich da noch Schlaf bei den rheinischen Gören.
23. April 1945
Habe Linge raus in die Stadt geschickt. So langsam geht mir hier unten das Bargeld und die Briefmarken aus. Niemand kümmert sich um meine Belange und Sorgen hier.
Eva nervt mit Wünschen für die Innengestaltung der Räumlichkeiten hier. Die nackten Betonwände seien so trist und schmucklos. Sie will Speer kommen lassen und in Tapetenmustern schmökern. Auch Teppiche sollen hier rein. Fehlt nur noch, das sie sich neue Gardinen wünscht. Dann raste ich aber aus!
24. April 1945
Kalt hier unten. Sitze nur noch in Decken gehüllt und mit Bommelmütze rum. Der verdammte Dieselgenerator bringt nicht genug Strom für die Heizung überall. Das Einzige was der kann, ist Krach machen. Da war der Baulärm vom Kehlstein ja noch erträglicher. Scheissplanung von Speer. Wenn der das nächste Mal hier aufkreuzt ist der reif. Dazu noch das Geschrei von dem Kölner Pack.
Vermisse meine geliebte Gasheizung. Gibt nichts Besseres. Wird Zeit, das es Sommer wird und sich der Beton ein bisschen von der Sonne wärmt.
Vermisse Rastenburg. Meine geliebte Wolfsschanze. Trotz Sumpf- und Mückenplage war es immer so lauschig da. Ob die Russen die gut pflegen? Möchte ja mal wieder dahin. Muss Josef mal anrufen, ob er was dagegen hat. Aber über irgendetwas ist der sauer. War so komisch das letzte Mal am Telefon. Momentan ist aber sowieso die Telefonleitung hinüber. Typisch Berliner Stadtwerke. Kriegen nichts auf die Reihe. Alles Sabotöre. Allesamt. Na wartet, wenn ich mal wieder oben bin, dann könnt ihr alle was erleben. Wenn nicht immer die vielen Stufen wären... Bin schon älter geworden und ich merke den Ischias. Werde befehlen, einen Aufzug einbauen zu lassen. Oder eine Rolltreppe, wie oben im Bürotrakt der Reichskanzlei. Und einen leiseren Generator und eine Gasheizung. Wird zwar wieder teuer, aber wofür soll ich die Tantiemen für Mein Kampf sonst ausgeben?
Oder gleich umziehen? Oder auswandern? Dieses Thema ist nicht uninteressant! Muss schauen, wo ich meinen Reisepass habe und ob der nicht abgelaufen ist. Hatte die letzten 12 Jahre keine Zeit mich um sowas zu kümmern...
27. April 1945
Bunkerleben gefällt mir. Aussicht war auf dem Berghof besser, aber nicht ständig Staatsbesuche hier unten. Und keine Marschmusik. Nie gemocht. Bormann vorgeschlagen, den nächsten Urlaub mit U-Boot zu reisen. Reaktion begeistert, wollte sofort los und nach Kiel. Um die Jahreszeit! Bormann spinnt. Telefonat mit OKH erfolglos. Die gehen nicht ran. Bestimmt am feiern. Haben wir Anno 16 auch gemacht, wenn es an der Front mal ein paar Wochen etwas ruhiger war. Dabei wollte ich nur fragen, welche Generäle zu Feldmarschallen befördert werden wollen. Haben sie nun davon.
28. April 1945
Kurz oben gewesen. Viele Ostpreussen. Auch ein paar Schlesier. Auswandern scheint immer mehr in Mode zu kommen. Die nutzen die letzte Chance. Nach dem Endsieg kann man ja nicht mehr auswandern, wenn alles endlich deutsch ist. Eigentlich schade um die Tradition. Was machen dann eigentlich die Leute, für die Auswanderung vorher bestimmt ist? Und was machen wir mit den Grenzhäuschen? Dringend mal Bormann fragen. Ich und Eva besprechen Auswanderung. Paraguay soll um diese Jahreszeit besonders schön sein. Vielleicht auch Argentinien. Vatikan Reisen hat Sonderangebote für Führungspersonal. Bis zu 30% Rabatt. Buchen ohne Fluchen. Ein genialer Werbespruch. Brauche ich auch. Führen ohne Allüren gefällt mir. Bormann nicht. Dafür betrügt ihn seine Frau. Zweifel ob ich es ihm sagen soll. Besser nicht, er schläft sowieso so schlecht. Blondi hat vielleicht Flöhe. Im Auge behalten. Starkes Zittern. Bestimmt die Vorfreude auf Paraguay.
29. April 1945
Zitteranfall. Kann nicht nur die Vorfreude sein. Vielleicht doch Spätfolgen meiner Kindheit? Dr. Brandt ratlos. Ich sollte besser Essen. Manziarly entlassen. Was essen eigentlich Russen? Egal. Hoffentlich kleine Kinder. Diese Goebbels gehen mir auf die Eier aufs Ei. Frl. Junge Testament diktiert. Eigentlich egal, wir wandern eh aus. Eva meint, Uruguay ist auch toll. Sprechen die deutsch da? Mit Dönitz telefoniert. Frau Dönitz hat Zahnschmerzen. Dönitz Kinder reisen gerade nach Schweden. Dönitz organisiert Seereisen auf der Ostsee. Der hat es gut. KdF-Schiffe sind so bequem. All inclusive. Gutes Essen. Aber ich frag mich, wird Dönitz eigentlich dafür bezahlt? Manziarly die Schlampe. Hätt' die nicht so glimpflich davon kommen lassen sollen. Soll sich nicht wundern, wenn sie kein Weihnachtsgeschenk bekommt. Zumindest dies Jahr nicht. Vielleicht nächstes Jahr eins aus Argentinien? Wenn ich dran denke.
29. April 1945 Nachtrag
Gestern Abend zu müde zum Notieren. In den Geschäftsbedingungen von Vatikan Reisen steht: Doppelzimmer nur an Verheiratete. Scheiss Katholiken mit ihrer Scheinmoral! Aber will unbedingt Reisen. Habe mir Standesbeamten des Nachts kommen lassen und habe Eva zu meiner Frau gemacht. Liess sich leider nicht anders regeln. Habe ihr aber den Titel Fr. Führer untersagt. Hochzeitsnacht totaler Reinfall. Muss bei Dr. Brandt entsprechendes Mittel anfordern. Kein Wunder bei dem ganzen Stress und aller Verantwortung. Da bleibt alles an mir hängen...
30. April 1945
Kein Mensch lässt sich mehr sehen. Auf der "grossen Lagebesprechung" am Morgen einziger Teilnehmer. Erkläre mir selbst den Frontverlauf. Danach 2,5 Stunden Monolog über die göttliche Fügung Vorsehung und meinen Anspruch als Führer des Reiches. Später Leni zu Besuch zum Tee. Will für die Wochenschau neuartige Sendung über Auswanderer drehen. Arbeitstitel "Goodbye Deutschland" und will mich für die Hauptrolle. Fühle mich geschmeichelt. Vorgespräch: Besuch vom Immobilienmakler Ismael Kornblum. Undurchsichtiger Typ. Sieben argentinische, chilenische und paraguayanische Objekte. Keins passt. Eines zu wenig Auslauf für Blondi, eines hat keine Gasheizung, eines ist "kinderfreundlich", am vierten ist die Hecke beschnitten, Nummer fünf hat vorher einem Raucher gehört und Nummer sechs und sieben sind rot. Wenn das so weiter geht, bring ich mich um.
START_WIDGET044f5895c0b81686-0END_WIDGET