Giampiero Moretti (* 20. März 1940 in Mailand; † 14. Januar 2012 ebenda) war ein italienischer Automobilrennfahrer und Unternehmer.

Unternehmer

Giampiero Moretti entstammte einer wohlhabenden Mailänder Familie. Mit finanzieller Hilfe und Absicherung seiner Familie gründete er Anfang der 1960er-Jahre ein Unternehmen, das sich auf die Produktion von Lenkrädern für den Motorsport spezialisierte – MOMO. Der Name setzt sich auch aus den beiden Anfangsbuchstaben des Namens Moretti und den beiden Anfangsbuchstaben des Ortes Monza zusammen. In der Nähe des Autodromo Nazionale Monza wurden zukünftig die speziellen Lenkräder gefertigt. Für den unternehmerischen Erfolg mitentscheidend war die Verbindung von MOMO mit der Scuderia Ferrari, die vom damaligen Ferrari-Rennleiter Eugenio Dragoni eingefädelt wurde. Enzo Ferrari wollte für die Formel-1-Ferrari 158 des Jahres 1964 Lenkräder aus Leder, die letztendlich von Giampiero Moretti geliefert wurden.

In den 1980er-Jahren expandierte das Unternehmen und Moretti belieferte den US-amerikanischen Motorsport mit Lenkrädern. Bis zu seinem Tod im Jänner 2012 blieb Moretti Geschäftsführer des Unternehmens.

Karriere im Motorsport

Giampiero Moretti begann seine Karriere als Rennfahrer 1961 bei Bergrennen in Italien. In den frühen 1960er-Jahren wurde er Werksfahrer bei Bizzarrini und ging mit Fahrzeugen von Giotto Bizzarrini bei Bergrennen an den Start. Seine ersten internationalen Erfolge feierte er 1969. Bei der Targo Florio wurde er gemeinsam mit Everardo Ostini auf einem Porsche 911T Zehnter in der Gesamtwertung und beim 6-Stunden-Rennen von Vila Real Vierter auf einem Porsche 907. Sein Teampartner war sein langjähriger Freund Corrado Manfredini.

1970 erwarb er einen Ferrari 512S, mit dem er und Manfredini 1970 in der Sportwagen-Weltmeisterschaft an den Start gingen. Beim 24-Stunden-Rennen von Daytona dieses Jahres musste das Duo nach einem Schaden an der Aufhängung aufgeben. Wenige Wochen später wurde der Wagen bei einer Testfahrt fast völlig zerstört, aber mit großer technischer Hilfe von Ferrari gelang es das Fahrzeug bis zum 1000-km-Rennen von Monza wieder vollständig zu reparieren. Bei diesem Langstreckenrennen erreichten Moretti und Manfredini den neunten Gesamtrang. Mit dem Ferrari konnte Moretti in diesem Jahr auch zwei Rennsiege feiern; im Mai gewann das gute besetzte Bergrennen von Triest nach Opicina, das zur italienischen Sportwagen-Meisterschaft zählte und im September das 200-Meilen-Rennen von Fuji. 1970 gab er auch sein Debüt beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Dort wurde sein Ferrari 512S von der Scuderia Filipinetti gemeldet und betreut. Nach einem Schaden an der Antriebswelle endete das Rennen für Moretti und Manfredini vorzeitig.

Aus beruflichen Gründen nahmen die Rennaktivitäten im weiteren Verlauf der 1970er-Jahre ab. Moretti war zwar bei vielen Rennen gemeldet, nahm aber nur an sehr wenigen teil.

IMSA-GTO- und IMSA-GTP-Serie

1978 kam wieder Schwung in die Karriere. Moretti war als Fahrer und Teamchef in IMSA-GT-Serie eingestiegen. Dies geschah vor allem aus Marketinggründen. Für sein Unternehmen war der US-amerikanische Markt höchst interessant. Die ersten Jahre bestritt er die Rennen mit einem Porsche 935, sein Teamkollege war unteren anderen der US-Amerikaner Hurley Haywood. Im zweiten Jahre der IMSA-GTP-Serie 1982, wechselte er dort auf einem March 82G. Mit dem Porsche ging er auch in Europa an den Start. Er bestritt Rennen in der Deutschen Rennsport-Meisterschaft und wurde gemeinsam mit Mauro Baldi, Siebter beim 1000-km-Rennen von Spa, Achter beim 1000-km-Rennen von Mugello und Fünfter beim 9-Stunden-Rennen von Kyalami.

1983 kam er seinem ersten Rennsieg in der IMSA-Serie nahe, als er beim 500-Meilen-Rennen von Pocono nur von Bob Tullius und Doc Bundy im Jaguar XJR-5 geschlagen wurde. Sein Partner bei diesem Rennen war der Südafrikaner Sarel van der Merwe. Bis Ende der 1980er-Jahre fuhr er fast ausschließlich in den USA Autorennen. Ab 1989 kam ein Porsche 962 zum Einsatz, mit den er auch seltene Einsätze in der europäischen Interserie hatte.

Seine größten Erfolge im Motorsport feierte er mit einem Rennfahrzeug das auf seine Initiative hin entwickelt und gebaut wurde – dem Ferrari 333SP. Ab 1994 wurde er zu bestimmenden Größe in der IMSA-Serie und feierte mit Eliseo Salazar, Wayne Taylor und Massimiliano Papis eine Fülle an Rennsiegen. Seinen größten internationalen Erfolge datieren aus dem Jahre 1998, als er sowohl das 24-Stunden-Rennen von Daytona als auch das 12-Stunden-Rennen von Sebring gewinnen konnte. Sein letzter Rennsieg war zugleich sein letztes Rennen als Fahrer; mit Didier Theys und Mauro Baldi gewann er im August 1998 das 6-Stunden-Rennen von Watkins Glen.

Statistik

Le-Mans-Ergebnisse

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1970 Scuderia Filipinetti Ferrari 512S Corrado Manfredini Ausfall Antriebswelle
1990 MOMO Gebhardt Racing Porsche 962C Nick Adams Günther Gebhardt Ausfall Getriebeschaden
1997 Moretti Racing Inc. Ferrari 333SP Didier Theys Massimiliano Papis Rang 6
1998 Moretti Racing Inc. Ferrari 333SP Didier Theys Mauro Baldi Rang 14

Sebring-Ergebnisse

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Teamkollege Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1979 Desperado Racing Porsche 935 Clif Kearns Ausfall kein Benzin
1980 Electrodyne Moretti Porsche 935J Giorgio Pianta Renzo Zorzi Ausfall Motorschaden
1981 Momo Penthouse Porsche 935J Mauricio de Narváez Charles Mendez Rang 6
1986 Momo Joest Racing Porsche 962 Randy Lanier Louis Krages Ausfall Motorschaden
1988 Momo Racing March 86G Michael Roe Ausfall Motorschaden
1989 Momo Gebhardt Racing Porsche 962 Michael Roe Massimo Sigala Derek Bell Rang 4
1991 Momo Gebhardt Racing Porsche 962C Hellmut Mundas Stanley Dickens Rang 10
1992 Joest Racing Porsche 962C Oscar Larrauri Massimo Sigala Rang 3
1993 Momo Nissan NPT-90 John Paul junior Derek Bell Rang 2
1995 Momo Ferrari 333SP Wayne Taylor Didier Theys Rang 33
1996 Momo Corse Ferrari 333SP Massimiliano Papis Didier Theys Rang 3
1997 Momo Racing Ferrari 333SP Antônio de Azevedo Hermann Didier Theys Andrea Montermini Ausfall Unfall
1998 Momo Doran Racing Ferrari 333SP Mauro Baldi Didier Theys Gesamtsieg

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20
1965 Scuderia St. Ambroeus Abarth-Simca 1300 Bialbero  DAY  SEB  BOL  MON  MON  RTT  TAR  SPA  NÜR  MUG  ROS  LEM  REI  BOZ  FRE  CCE  OVI  NÜR  BRI  BRI
DNF
1969 Everardo Ostini
Scuderia Picchio Rosso
Porsche 911
Porsche 907
 DAY  SEB  BRH  MON  TAR  SPA  NÜR  LEM  WAT  ZEL
10 DNF
1970 Squadra Picchio-Rosso
Antonio Nicodemi
Scuderia Filipinetti
Ferrari 512S
Porsche 907
 DAY  SEB  BRH  MON  TAR  SPA  NÜR  LEM  WAT  ZEL
DNF 9 12 DNF
1971 Herbert Müller
Ugo Locatelli
Ferrari 512S
AMS
 BUA  DAY  SEB  BRH  MON  SPA  TAR  NÜR  LEM  ZEL  WAT
8 DNF
1972 Ecurie Bonnier Lola T212  BUA  DAY  SEB  BRH  MON  SPA  TAR  NÜR  LEM  ZEL  WAT
DNF
1973 Momo De Tomaso Pantera  DAY  VAL  DIJ  MON  SPA  TAR  NÜR  LEM  ZEL  WAT
DNF
1974 Jolly Club Switzerland Lola T294  MON  SPA  NÜR  IMO  LEM  ZEL  WAT  LEC  BRH  KYA
DNF
1977 Jolly Club Porsche 934  DAY  MUG  DIJ  MON  SIL  NÜR  VAL  PER  WAT  EST  LEC  MOS  IMO  SAL  BRH  HOK  VAL
7 14 DNF
1978 Electrodyne Inc. Porsche 935  DAY  SEB  MUG  TAL  DIJ  SIL  NÜR  LEM  MIS  DAY  WAT  VAL  ROD
DNF
1979 Jolly Club
Desperado Racing
Electrodyne
Porsche 935  DAY  SEB  MUG  TAL  DIJ  RIV  SIL  NÜR  LEM  PER  DAY  WAT  SPA  BRH  ROA  VAL  ELS
45 DNF DNF
1980 Electrodyne Porsche 935  DAY  BRH  SEB  MUG  MON  RIV  SIL  NÜR  LEM  DAY  WAT  SPA  MOS  ROA  VAL  DIJ
59 DNF DNF DNF 15
1981 Momo Porsche 935  DAY  SEB  MUG  MON  RIV  SIL  NÜR  LEM  PER  DAY  WAT  SPA  MOS  ROA  BRH
DNF 6 14 6 DNF 5
1982 Momo
Giampiero Moretti
Porsche 935  MON  SIL  NÜR  LEM  SPA  MUG  FUJ  BRH
7 7 8
1988 Memorex Telex Racing Team Porsche 962  JER  JAR  MON  SIL  LEM  BRÜ  BRH  NÜR  SPA  FUJ  SAN
DNF
1991 Joest Racing Porsche 962  SUZ  MON  SIL  LEM  NÜR  MAG  MEX  AUT
5
Commons: Giampiero Moretti – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Addio "Momo", pilota gentleman del Cavallino - Omnicorse.it (italienisch)
  2. Moretti wird 1969 Vierter beim 6-Stunden-Rennen von Vila Ral
  3. Sieg beim 200-Meilen-Rennen von Fuji 1970
  4. Letzter Rennsieg 1998 in Watkins Glen
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